Armin Wolf ist eine der Größen des österreichischen Journalismus. Bei einem Gespräch mit Klaus Meier von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hat er deutlich gemacht, wie Journalismus Menschen abholen und mitnehmen kann. „Politiker werden relativ selten gezwungen, Antworten zu geben, die nicht von ihren Pressesprechern abgesegnet sind. Ich sehe meine Aufgabe darin, sie mit widersprüchlichen und kritischen Aussagen zu konfrontieren.“
Ziel seiner Interviews solle es nicht sein, jemanden zu demontieren, sodass am Ende „Blut am Studioboden entlangrinne“. Stattdessen wollte der Journalist „mit informierten Fragen den Geschmack der Zuhörer treffen. Politiker sind von ihren Pressesprechern so trainiert, dass sie ihre wichtigsten politischen Botschaften rüberbringen. Die Talentierten schaffen das. Bei vielen ist es auch höchst informativ, wenn sie meine Fragen nicht beantworten.“
Nicht Gast einer Wahlrede sein
Als Journalist wolle er ein Interview führen und nicht Gast einer politischen Wahlrede sein. Er investiere fast 80 Prozent seiner täglichen Arbeitszeit für die Vorbereitung des Interviews: „Ich würde meine Fragen nicht stellen, wenn mich persönlich die Antwort nicht interessieren würde. Ich weiß vorher, dass ich bei manchen Fragen keine sinnvollen Antworten bekomme. Aber auch damit kann ich Informationen transportieren.“
Auch auf die Bedeutung der sozialen Netzwerke ging er ein: „Social Media hat mein Berufsleben definitiv nicht entspannter gemacht.“ Im Berufsalltag drohe er in der Flut an Informationen unterzugehen: „Ich würde nicht gegen die Schließung von Facebook demonstrieren“, witzelte Wolf. Er selbst könne sich auf Twitter offener und flapsiger präsentieren. Anderen Nutzern rate er dazu, nichts Dummes bei Twitter zu tun. „Dont drink and tweet“, lautet seine Devise.
Demokratie ist auf informierte Bürger angewiesen
Wolf lobte die Struktur der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland. „Ich kenne wenige Länder, die ein so gutes Netz mit grandiosen Sendungen haben. 95 Prozent der intelligenten Sendungen laufen auf öffentlich-rechtlichen Kanälen.“ Der Journalist sieht eine allgemeine Institutionen- und Elitenkrise, aber keine Glaubwürdigkeitskrise der Medien. Er wolle im Fernsehen halbwegs kompetente politische Aufklärung betreiben, „weil Demokratie darauf angewiesen ist, dass sie informierte Bürger hat“.
Armin Wolf hat in der Vergangenheit als Politikredakteur und USA-Korrespondent gearbeitet. Außerdem hat er den Hanns-Joachim-Friedrichs-Sonderpreis gewonnen und das Buch „Wozu brauchen wir noch Journalisten?“ geschrieben. Wolf hat 390.000-Twitter-Follower. Die Schader-Stiftung in Darmstadt hatte zu der Tagung „Journalismus auf Augenhöhe“ eingeladen.
von: Johannes Weil