ARD: Mit „Gott“ lässt sich schwer werben

Die Reportage-Reihe „Gott und die Welt“ trug ihren Titel Jahrzehnte lang. Nun benennt die ARD die Sendung um. Das hat etwas mit dem Begriff „Gott“ zu tun. Die Kirche übt Kritik an dem Vorstoß.
Von PRO
Die ARD-Sendung „Gott und die Welt“ heißt künftig „Echtes Leben“

Die ARD nennt ihre Reportage-Reihe „Gott und die Welt“ in „Echtes Leben“ um. Ab dem 3. Dezember läuft das Format, das der Sender sonntags um 17.30 Uhr zeigt, unter dem neuen Titel. „Gott und die Welt“ wurde erstmals am 27. Januar 1984 ausgestrahlt und gehört zu der ARD-Koordination Kirchliche Sendungen.

Der Redaktionsleiter Religion und Orientierung beim Bayerischen Rundfunk, Wolfgang Küpper, erklärt im Gespräch mit pro, dass die Diskussion zu dem Namen über mehrere Jahre lief. Es gebe ein „Nord-Süd-Gefälle“. Kollegen aus dem Norden und Osten betonten wiederholt, dass der „Begriff Gott werberisch wenig attraktiv“ sei. Dies habe auch die Werbeforschung bestätigt. Deswegen wollten die Macher der Sendung eine „neue Verpackung schaffen“, die auch Menschen anspreche, die beim Thema Religion weniger interessiert oder gar abgeneigt seien. Der neue Titel „Echtes Leben“ „wirkt vielleicht unverbindlich“, aber er solle eine „Offenheit darstellen“.

Verantwortlicher sieht „riesiges Problem“

Inhaltlich thematisiere die Reihe weiterhin Religion: „Auf keinen Fall wird weniger von Religion und Gott die Rede sein – eher mehr“, erklärt Küpper. „Wir sind uns klar, dass wir die Quote durch die Namensänderung nicht automatisch verdoppeln werden.“ Die Redaktion hoffe aber darauf, dass sie langfristig Zuschauer gewinnen kann, die die Sendung aktuell noch nicht schauten. Ein „riesiges Problem“ sieht Küpper darin, dass die Reihe um 17.30 Uhr immer wieder von „Sport- oder Wahlberichtserstattung verdrängt wird“. Er wünsche sich eine regelmäßige Ausstrahlung.

Der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Markus Bräuer, kritisiert die Namensänderung Foto: Andrea Enderlein
Der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Markus Bräuer, kritisiert die Namensänderung

Kritik an der Entscheidung gibt es vom Medienbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Markus Bräuer, berichtet das Magazin Chrismon. „Ich bedauere, dass der über mehrere Jahrzehnte eingeführte Titel ,Gott und die Welt‘ künftig nicht mehr über den Sendungen aus den ARD-Kirchenredaktionen stehen wird“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst epd. Bräuer erläuterte, „mehr Kontinuität und Verlässlichkeit sowie eine einheitliche Redaktion“ würde dem Format unabhängig vom Titel helfen.

Bräuer: Fokus auf Religion nicht verlieren

Wichtig sei, dass die Sendung zeige, „welche ethische Orientierung Religion vermittelt, welchen spirituellen Reichtum Religion bereithält, aber auch zu verdeutlichen, wo Religion in die Unmündigkeit führen kann“. Die Sendung sei hinter Reichweitenerwartungen zurückgeblieben. Bräuer fragte sich, ob daran eine kaum sichtbare Wiedererkennbarkeit der Sendung Schuld trage.

Darauf kontert Küpper: „Wir arbeiten daran, dass wir stringenter Themen planen.“ Diese sollten „nicht zufällig ausgewählt werden“. Ab dem Frühjahr 2018 soll dies in dem Format erkennbar sein. Die Macher versuchten künftig „mehr in die Mitte zu rutschen“, und weniger „exotische Randthemen“ zu behandeln.

In einer Erklärung der ARD heißt es, die Sendung „Echtes Leben“ beschäftigt sich „mit Kernthemen der menschlichen Existenz wie Geburt, Krankheit, Tod, Glauben, Glück und Liebe, mit Fragen des gesellschaftlichen und persönlichen Lebens und Zusammenlebens, kurz: mit Themen aus der Mitte des Lebens“.

Am 3. Dezember befasst sich die Reihe mit dem neuen Namen unter der Verantwortung des NDR mit dem Thema „Risiko Samenspende – Auf der Suche nach einem Unbekannten“. Darin gehe es um Samenspender und ihre Kinder, aber auch um den Tod, heißt es in der Ankündigung.

Von: Martina Blatt

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