Große Worte, nichts dahinter. Aktuell noch nicht mal mehr große Worte. So lässt sich das Verhalten des Weltfußballverbandes Fifa beschreiben, wenn es um dessen Reaktion auf Menschenrechtsverletzungen, Antisemitismus und andere Missstände geht.
Offenen Antisemitismus hat jüngst das iranische Sportministerium zur Schau gestellt, als es zwei Spieler von der Nationalmannschaft ausschloss. Ihr Vergehen: Sie hatten mit ihrem (griechischen) Klub in der Europa League gegen eine Mannschaft aus Israel gespielt. Deswegen dürfen sie nun nicht mehr mit der Nationalmannschaft ihres Heimatlandes antreten.
Das iranische Sportministerium hatte schon länger von Fußballprofis gefordert, vertraglich sicherzustellen, dass sie nicht gegen israelische Mannschaften spielen müssten. Damals wollte sich die Fifa nicht mit hypothetischen Szenarien beschäftigen.
Die Suspendierung der Profis ist ein klarer Bruch mit den Fifa-Statuten, die eine Einmischung der Politik in Angelegenheiten der nationalen Verbände verbieten. Demnach könnte die Fifa die iranische Nationalmannschaft von der Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr ausschließen, für die sich die Islamische Republik Iran bereits qualifiziert hatte.
So groß ist der Israelhass
Stattdessen heißt es aus Zürich, man beobachte die Situation. Was genau da noch beobachtet werden soll, ist rätselhaft. Offener könnten die Fakten ja kaum auf dem Tisch liegen: So groß ist der Israelhass des Iran, dass er es in Kauf nimmt, auf seinen Kapitän und dessen Stellvertreter zu verzichten; und öffentlichkeitswirksam über das staatliche Fernsehen verbreiten lässt, die beiden hätten „Irans rote Linie“ überschritten.
Die Fifa brüstet sich damit, die Situation in einigen Ländern durch Interventionen „deutlich verbessert“ zu haben und führt als Beispiele Äthiopien und das Sultanat Brunei an, deren Verbände für einige Zeit suspendiert waren. Abgesehen davon, dass Brunei nicht direkt zum Favoritenkreis einer WM zählt, stellt sich auch die Frage, in welchen Bereichen sich die Situation im Land verbessert haben soll.
Zugegeben, die Aussagen traf der damalige Fifa-Direktor für Mitgliedsverbände und Entwicklung, Thierry Regenass, schon vor fast sechs Jahren. Aber auch seither ist dem Fifa-Punktekonto nichts zuzuschreiben, im Gegenteil: Die WM-Vergaben nach Russland und Katar stehen wegen der jeweiligen dortigen Menschenrechtslage in höchster Kritik. Nur nicht bei der Fifa. Die hat in Russland „momentan kein Problem“, wie Ex-Fifa-Präsident Blatter 2014 äußerte. Dessen Nachfolger Infantino vertritt keine abweichende Ansicht.
Es ist schlimm, dass der Weltfußballverband die Augen vor Menschenrechtsverletzungen verschließt. Und ärgerlich ist es auch, weil der Verband so mächtig ist, dass er tatsächlich Gutes erreichen könnte – wenn er wollte. Thierry Regenass selbst betonte: „Die Fifa ist eine starke und einflussreiche Organisation, nicht nur in Sachen Fußball, sondern auch in der politischen und sozio-ökonomischen Welt. Diese Stärke können und müssen wir nutzen, um unseren Mitgliedern zu helfen.“ Und Blatter später: „Ich werde den Kongress in die Lage bringen, dass er auch die soziale, kulturelle, sagen wir die Menschenrechtssituation, anschaut.“ Große Worte. Im Fall Iran gab es noch nicht mal die. Da beobachtet man. Knallhart. (pro)
Von: str