Samuel Schirmbeck war mehr als zehn Jahre Korrespondent der ARD in Nordafrika. Er warnt vor einer Verharmlosung des Islam – gerade in linken Milieus – und mahnt Deutschland an, dem Fundamentalismus rechtliche Grenzen zu setzen. „Ich bin links und störe mich am Islam, weil der Islam rechter ist als die ganze AfD und von einer reaktionären Wirkungsmächtigkeit, gegen die der Rechtspopulismus ein Klacks ist“, sagt er im Interview der Zeitung Die Welt. Zähle ein Betrachter „die Einstellungen der meisten ostentativ gläubigen Muslime zu Minderheitenschutz, Frauenrechten, Gewissensfreiheit und Selbstkritik“ zusammen, komme „etwas ganz Rechtes dabei heraus“. Die logische Folge des Linksseins sei die Islamkritik.
Schirmbeck erklärt, dass linksgerichtete Politik eine Gefahr nicht sehe wolle: „Nur die Linken und Grünen sind blind auf diesem Auge. Ohne diese skandalöse Islamverharmlosung der Linken hätte es den Aufstieg der AfD nicht gegeben, deren Führung brandgefährlich ist und den Islam in einer die Muslime als Menschen beleidigenden Weise kritisiert, die den Fundamentalisten noch Auftrieb gibt.“
Empörung in linken Milieus bei Opfern rechtsradikaler Gewalt
Der Filmemacher ist auch Autor und veröffentlichte vergangenen Herbst das Buch „Der islamische Kreuzzug und der ratlose Westen. Warum wir eine selbstbewusste Islamkritik brauchen“. In Interview sagt er: „Ich nenne es bewusst Islamkritik, weil der Islamismus die Aktivierung der im Islam selbst ruhenden Gewalt ist – um das zu erkennen genügt eine Lektüre des Koran.“ Der Islamismus sei „inhärenter Teil des Islam“. Aus diesem Grund halte er „diese strenge Islam-Islamismus-Trennung für eine bewusste öffentliche Irreführung“.
Für die ARD berichtete Schirmbeck ab Anfang der 1990er zehn Jahre aus Algerien. Er schildert im Interview seine Beobachtungen, „wie ein relativ tolerantes Land wie Algerien, das multikulturell war, die himmlische Hausordnung des Islam aufgedrückt bekam“. Eine Gesellschaft, in der nur noch haram und halal gelte – die muslimischen Vorschriften, was verboten und erlaubt ist – fühle sich „bleischwer“ an. Von Deutschland fordert er, gegen ähnliche Entwicklungen mit dem Gesetz vorzugehen: „Wenn man dem Fundamentalismus innerhalb des Islam keine rechtlichen Grenzen setzt, erleben wir hier ähnliche Zustände.“
In seinem Buch erläutert Schirmbeck, dass Linke mit zweierlei Maß messen würden. Im Gespräch mit der Zeitung Die Welt sagt er: „Tut mir Leid, ich kann es nicht nachvollziehen, dass eine Kundgebung von 100 AfD-Leuten in Mecklenburg die Linke mehr erregt, als wenn in Paris 100 Leute von Islamisten erschossen werden. […] Angesichts von Opfern von rechtsradikaler Gewalt ist Empörung in Politik und linken Milieus zu spüren, angesichts der Opfer islamradikaler Gewalt nicht.“ Er fordert auf, sich vorzustellen, wie etwa SPD-Politiker Heiko Maas reagiert hätte, „wenn die Täter von Paris oder Berlin als Le-Pen-Anhänger oder von Pegida identifiziert worden wären“. Und schlussfolgert: „Wie deutlich er Hass, Ressentiment und Feindschaft gegen Andersdenkende als Motive solcher Taten identifiziert hätte!“ Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hätte „dann die passenden Worte gefunden“, sagt Schirmbeck.
Von: mab