Nach dem Anschlag eines Neonazis gegen Demonstraten in der amerikanischen Stadt Charlottesville (Virginia)haben viele evangelikale Vertreter ihre Stimme gegen Rassenhass erhoben. Dass US-Präsident Donald Trump zunächst versäumte, klare Kante gegen rechte Gewalt zu zeigen, enttäuschte viele. „Wir bitten Sie, sich mit vielen anderen politischen und religiösen Leitern zusammenzutun, um mit einer Stimme zu verkünden, dass die ‚Alt Right‘ rassistisch, böse und widersprüchlich zu einer wohlgeordneten, friedlichen Gesellschaft ist“, appellieren geistliche Leiter nun an den Präsidenten in einem offenen Brief, den der Sender CNN am Freitag veröffentlichte.
„Diese Bewegung ist von Ihrer Missbilligung verschont geblieben“, erklären sie und beziehen sich damit auf Rechte, die eine Ideologie der „white supremacy“, einer Höherstellung der Weißen über Schwarze, vertreten. Unterstützer dieser Gruppierung hätten behauptet, Trump teile deren Visionen für die USA. Die politischen und kulturellen Interessen gutwilliger Menschen hätten sie für ihre „voreingenommenen politischen Agenden“ genutzt.
Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören einige prominente Evangelikale, darunter Steve Gaines, Pastor der „Southern Baptist Conference“ und Pastor T. D. Jakes, ein Mentor von Trumps geistlicher Beraterin Paula White. Auch Pastor Samuel Rodriguez von der „National Hispanic Christian Leadership Conference“, der am 20. Januar zu Trumps Amtseinführung mitgewirkt hatte, signierte. Sie erkennen Trumps Erklärung, in der er Rassismus nach dem Anschlag allgemein verurteilte, an, fordern aber konkretere Schritte.
Präsident soll moralisches Vorbild sein
Mit Sorge habe man beobachtet, dass drei Stellen im Weißen Haus an Personen vergeben worden seien, denen rechtsextreme Positionen vorgeworfen werden. Dazu gehört etwa Steve Bannon, der mittlerweile nicht mehr Trumps Chefstratege ist. Die Evangelikalen fordern mehr „moralische Klarheit und eine mutige Führerschaft, die alle Formen des Rassismus konsequent verurteilt“. Dafür müsse Trump die „Alt Right“ beim Namen nennen und sich klar gegen deren inakzeptable Ideologie aussprechen.
Die Pastoren hoffen darauf, dass die Nation durch ein solches Vorbildverhalten des Präsidenten nach einer langen Geschichte der Uneinigkeit endlich zu einer „Versöhnung der Rassen“ finden kann. Dazu zitieren sie, wie einst Abraham Lincoln im Staatsparlament von Illinois 1858, Jesu Worte aus Markus 3,25: „Wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen.“
Von: Deborah Müller