Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat am Freitag vor Journalisten die Weltoffenheit des Reformationsjubiläums und dessen Verdienste für Fortschritte in der Ökumene gelobt. Es sei gelungen, ein „Christusfest“ zu gestalten, bei dem das Miteinander im Vordergrund gestanden habe. Es habe dazu beigetragen, dass die ganze Gesellschaft mehr über Martin Luther und die Reformation erfahren habe. Der Kirche sei es gelungen, Sinnsuchende ohne Kirchenhintergrund anzusprechen, etwa mit der Weltausstellung in Wittenberg oder TV-Angeboten in den öffentlich-rechtlichen Sendern.
Allein im Bereich der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau habe es 10.000 Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums gegeben. „Da, wo wir zu den Menschen gegangen sind, waren die Marktplätze voll“, resümierte der Ratsvorsitzende. Den anstehenden Reformationstag im 500. Jahr nach dem Thesenanschlag Martin Luthers nannte er „ein Ereignis, das für alle Deutschen von hoher Relevanz ist“.
Mehr Besuche erhofft
Erst auf Nachfrage fand Bedford-Strohm auch kritische Worte zum Jubiläum. Die Kirche habe sich mehr zahlende Besucher bei der Weltausstellung gewünscht. Den Grund für eine geringere Nachfrage sieht er vor allem darin, dass die meisten zunächst die historischen Stätten wie die Schlosskirche besucht hätten. Viele hätten nur einen Tag Zeit gehabt und sich deshalb auf die bekannten Höhepunkte konzentriert. Die Weltausstellung selbst sei dabei etwas zu kurz gekommen. Dennoch sei die Großveranstaltung ein Erfolg: „Wer Menschen erreichen will, muss auch einmal etwas wagen“, sagte er.
Die EKD hatte im Vorfeld der Weltausstellung in Wittenberg von 500.000 erwarteten Besuchern gesprochen. Tatsächlich wurden weniger als 300.000 Gäste gezählt. Die Großveranstaltung kostete 25 Millionen Euro.
Kritik an AfD
Am Rande der Pressekonferenz äußerte sich Bedford-Strohm zum Ausgang der Bundestagswahl. Wer davon spreche, jemanden zu jagen, bediene sich eines gefährlichen Jargons, sagte er mit Bezug auf Äußerungen des AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland am Wahlabend. „Jedes Wort, das wir sagen, schafft Realität“, erklärte Bedford-Strohm.
Gauland hatte gedroht, die AfD wolle Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der neuen Legislaturperiode jagen. Äußerungen von SPD-Politikern, die ebenfalls jüngst gefallen waren, seien damit nicht gleichzusetzen, sagte der Ratsvorsitzende. Dennoch seien sie kritisch zu sehen. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles hatte kurz nach ihrer Wahl zur Fraktionsvorsitzenden erklärt, bei der künftigen Zusammenarbeit mit der Union gebe es „auf die Fresse“.
Von: Anna Lutz