Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat laut Süddeutscher Zeitung (SZ) einen kritischen Kommentar zur Ökumene geschrieben, der eine gewisse Sprengkraft im Reformationsjahr beinhaltet. Die SZ bezieht sich dabei auf einen Text Woelkis, der am Dienstag anlässlich der Herbstversammlung der deutschen Bischöfe in der Fachzeitschrift Herder-Korrespondenz erscheint.
Woelki findet, dass die Probleme in der Ökumene zwischen Katholiken und Protestanten trotz gegenseitiger Wertschätzung nicht verschwiegen werden sollten. Der Kölner Kardinal sieht zunehmende Meinungsverschiedenheiten bei grundlegenden Themen wie der „Ehe für alle“, Abtreibung, Sterbehilfe und Scheidung. Er hat auch eine „ethische Grunddifferenz zwischen beiden Konfessionen“ ausgemacht.
Wortführer einer Gruppe von Bischöfen
Dass sich die Evangelische Kirche in Deutschland als „Konfession der Freiheit“ zeige und dadurch die Katholische Kirche „unfrei und rückständig“ erscheine, stört Woelki. Er zitiert in diesem Zusammenhang Luther, der „absoluten Gottesgehorsam und nicht die Freiheit autonomer Selbstbestimmung“ gepredigt habe.
Für den Kardinal stellt der Protestantismus keine Bekenntniseinheit dar – dafür brauche es Papst und Lehramt. Er fordert, dass die Evangelische Kirche dem Katholizismus bei der Definition von Messopfer, Priestertum und Bischofsamt entgegenkomme. Die SZ sieht Woelki als Wortführer einer ganzen Gruppe von Bischöfen, denen die Harmonie zwischen den beiden Kirchen im Reformationsjahr zu weit geht. Danach seien sieben der 27 Diözesanbischöfe gegen die Einladung ausgewählter Protestanten zur Kommunion. (pro)
Von: mm