Ein Ordner verteilt weiße Holzkreuze, Herzlufballons wehen im Wind, Plakate zeigen Babybilder oder Slogans wie „Abtreibung ist keine Lösung“: Der Marsch für das Leben hat am Samstag tausende überwiegend christliche Demonstranten in die Hauptstadt gezogen. Nach einer Kundgebung vor dem Reichstag marschierte die Menschenmenge in Stille durch Berlin-Mitte als „nationale Gedenkfeier für Abgetriebene“, wie der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, erklärte. Neben ihm traten auch die Journalistin und Buchautorin Birgit Kelle und der Allianz-Vorsitzende Ekkehart Vetter auf.
Kelle erklärte in Richtung der Parteien im Deutschen Bundestag, wer Kinderrechte in der Verfassung etablieren wolle, müsse sich ersteinmal um das Recht auf Leben für alle Kinder bemühen. „Ohne dieses Recht sind alle anderen Zynismus“, sagte sie. Dass es in Deutschland Schwangerschaftsabbrüche gebe, sei keine Errungenschaft, sondern ein Armutszeugnis. Vetter sagte, er sei der Überzeugung, dass Gott vom allerersten Moment an Leben schützen wolle. Zugleich forderte er, Müttern in Not müsse geholfen werden – finanziell, aber auch durch Kinderbetreuung. Ungeborene, aber auch Alte, Kranke oder Geflüchtete hätten ein Recht auf „das große Geschenk des Lebens“. „Ich gehe hier mit, weil die Ehrfurcht vor dem Leben und der Schutz des Lebens unteilbar sind“, erklärte er.
Katholiken beteiligen sich, Evangelische Kirche nicht
Während die Evangelische Kirche in Berlin sich nicht am Marsch für das Leben beteiligte, sendeten katholische Geistliche und hochrangige Politiker Grußworte. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch teilte mit, der Lebensschutz sei ein zutiefst demokratisches Anliegen und seine Vertreter würden zu Unrecht in die „rechte Ecke“ gestellt. Der scheidende Bundestagspräsident Nobert Lammert (CDU) schrieb an die Demonstranten, sie täten gut daran, schon vor Beginn der neuen Legislaturperiode die Aufmerksamkeit auf die „Verantwortung aller für die Wahrung der Unverfügbarkeit des Lebens und die Würde des Menschens zu legen“. Grußworte sandten außerdem der Unionsfraktionschef im Deutschen Bundestag, Volker Kauder, CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, CSU-Politiker Johannes Singhammer oder der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx. Gestört wurde die Kundgebung immer wieder von Gegendemontranten, die Slogans wie „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“ riefen oder Regenbogenflaggen im Publikum hochhielten.
Veranstalter des Marschs für das Leben ist der Bundesverband Lebensrecht. In neun Forderungen an den neuen Bundestag wünscht sich der Verband unter anderem mehr Unterstützung für Schwangere und werdende Väter, „statt Abtreibung aus Steuergeldern zu finanzieren“ oder eine Ausweitung der Palliativmedizin am Lebensende. (pro)
Von: al