Kauder: Solange wir von Jesus reden, bleibt Christentum in Gesellschaft erhalten

Der Unionsfraktionschef Volker Kauder hat Christen dazu ermutigt, sich in der Öffentlichkeit bemerkbar zu machen. Wenn sie sich sichtbar einbrächten, bleibe „das Christentum in unserer Gesellschaft erhalten“, sagte er am Sonntag zum Abschluss der 122. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg.
Von PRO
Volker Kauder sprach am Sonntag bei der Allianzkonferenz. Der CDU-Politiker ist seit vielen Jahren immer wieder Gast der Veranstaltung in Bad Blankenburg.

Der Unionsfraktionsvorsitzende Volker Kauder (CDU) hat am Sonntag bei der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg Christen dazu aufgerufen, in der Gesellschaft sichtbar zu sein und von ihrem Glauben zu reden. Immer wieder würden Stimmen laut, die sagten, dass die Präsenz und die Kraft des christlichen Glaubens in Deutschland abnähmen. „Mancher fragt sich: Wie geht es weiter mit dem christlichen Glauben in unserer Gesellschaft?“, schilderte Kauder am Abschlusstag der Konferenz. Aber Jesus Christus habe nicht gesagt, „ihr sollt Salz sein“, sondern „ihr seid das Salz und das Licht der Erde“.

Christen sollten sich in der Gesellschaft bemerkbar machen. Solange sie davon redeten, was sie glaubten, wovon sie überzeugt seien, und sie sich einbrächten, „bleibt das Christentum in unserer Gesellschaft erhalten“. Es gebe nur einen Gott. Christen seien durch Jesus Christus zu einem besonderen Geschenk gekommen. Kauder zitierte den Bibelvers aus Johannes 14,6: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Der CDU-Politiker rät, dass Christen sich auf dieses Bibelwort stützen sollten.

Volker Kauder rief Christen dazu auf, sich in die Gesellschaft einzubringen Foto: Deutsche Evangelische Allianz
Volker Kauder rief Christen dazu auf, sich in die Gesellschaft einzubringen

Das Glück, sonntags in der Kirche sitzen zu dürfen

Am frühen Sonntagnachmittag widmete sich Kauder in der Bad Blankenburger Stadtkirche einem Brennpunkt zum Thema „Christen in der Welt“. Für ihn bedeute Christ zu sein, auch Verantwortung zu übernehmen. Er sprach über den Konflikt im Orient zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, der sich in den vielen Toten des Stellvertreterkrieges im Jemen zeige. Der Abgeordnete plädierte dafür, diplomatische Beziehungen zu unterhalten, um überhaupt politischen Einfluss ausüben zu können. „Ich muss mit mir und Gott ausmachen, dass ich in solch einer Situation schuldig werden kann“, sagte Kauder.

Beim Thema Flüchtlinge, die nach Europa kommen, sei sein Lösungsansatz, die Situation in den Krisengebieten zu verbessern. Selbst die schlechteste Situation in Deutschland bedeute für Menschen in Afrika immer noch Hoffnung. Es gehe darum, diesen zu sagen, dass sie in ihren Ländern bleiben können, weil Deutschland helfe. „Mehr als 100 Millionen Christen wären glücklich, wenn sie so wie wir am Sonntag in der Kirche sitzen könnten“, sagte Kauder im Hinblick auf Krisenregionen wie dem Balkan, dem Nahen Osten, Südamerika und Afrika.

Debatte in der Kirche verloren

Europa schaffe es noch nicht, in der Flüchtlingspolitik seine Aufgaben zu übernehmen. Deswegen müsse Deutschland die Voraussetzungen schaffen, dass es eine Notsituation wie im Jahr 2015 nicht mehr gebe. Bei allen Fehlern und Problemen sei dieses Europa trotzdem die größte europäische Errungenschaft seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Deswegen müssten die Länder an diesem fehlerhaften Konstrukt arbeiten und es verbessern.

Kauder äußerte sich auch zur „Ehe für alle“: „Wir haben die Debatte schon lange vor der Bundestagsabstimmung in der Gesellschaft und erschreckenderweise in der Kirche verloren.“ Die Evangelische Kirche in Deutschland habe sofort erklärt, die Entscheidung sei ein Akt der Liebe. Die Katholische Kirche habe sich bei dem Thema in den vergangenen Jahren eher zurückgehalten. Die Evangelische Allianz habe dagegen klar Haltung gezeigt. Wenn es unterschiedliche Haltungen der beiden großen Kirchen gebe, könne der Frust über die Entscheidung nicht bei ihm als Politiker abgeladen werden.

Kauder will in Koalition Beauftragten für Religionsfreiheit

„Religionsfreiheit ist das bedeutendste Menschenrecht überhaupt“, betonte Kauder in einem weiteren Vortrag über Christenverfolgung. „Denn dort, wo es keine Freiheit gibt, gibt es auch keine Religionsfreiheit.“ In China etwa kontrollierte die Kommunistische Partei Christen, obwohl die Kirche offiziell in dem Land zugelassen sei. Die Partei wolle bestimmen, wer die Bischöfe und Pfarrer im Land würden. Christen in China lebten vielfach in kleinen Hauskirchen. Die Mitglieder wollten auch unter sich bleiben und diesen Kreis nicht erweitern. Zu groß sei die Angst, dass sich jemand von der Regierungspartei einschleuse. In China würden die Christen verfolgt, „um sie wieder auf Linie zu bringen“. Trotzdem bekehrten sich „immer mehr Menschen in China zum christlichen Glauben“.

Kauder will die Türkei auffordern, mit ihm und Deutschland über Religionsfreiheit, Menschenrechte und den Rechtsstaat zu sprechen. Zur Religionsfreiheit gehöre es, dass jede Religion ihre Gebäude in einem Land errichten könne. „Wir verlangen, dass Christen ihre kleinen Kirchen in der Türkei bauen dürfen.“ Für die nächste Legislatur wünscht sich Kauder bei der Bundesregierung einen Beauftragten für Religionsfreiheit.

„Die Wahrheit ist immer politisch korrekt“

Kauder sagte, auch wenn Muslime und Angehörige anderer Religionen verfolgt würden: „Die Christen sind die am meisten verfolgte Religionsgruppe.“ Wenn der Politiker Vorträge hält, werde gefragt, ob er Dinge sage, die nicht „politisch korrekt“ seien. Dem entgegnet der CDU-Mann: „Die Wahrheit ist immer politisch korrekt.“ Die Wahrheit sei, dass in muslimisch geprägte Staaten Christen verfolgt würden. „In keinem Land der Welt, wo Christen die Mehrheit haben, wird es jemandem verboten, Muslim zu werden. Aber in den Ländern, in denen Muslime die Mehrheit haben, werden Christen verfolgt.“ Diese Länder müssten von Deutschland regelmäßig angesprochen werden, dass dies nicht in Ordnung sei. Diese Fehlverhalten müsse immer wieder öffentlich gemacht werden.

Zur Konferenz kamen dieses Jahr laut der Veranstalter 1.700 Besucher Foto: pro/Michael Müller
Zur Konferenz kamen dieses Jahr laut der Veranstalter 1.700 Besucher

Von Mittwoch- bis Sonntagabend trafen sich nach Angaben der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) insgesamt 1.700 Christen aus ganz Deutschland in der thüringischen Stadt zur 122. Allianzkonferenz. Bis zu 2.000 Besucher hatte die Allianz erwartet. In Bibelarbeiten, Seminaren und Kulturveranstaltungen ging es unter dem Motto „reform.aktion“ um Impulse der Reformation für heute. Die Texte aus dem Römerbrief, die dem Motto der Konferenz zu Grunde lagen, böten viele „Praxisfelder für authentisch gelebten Glauben“, erklärte Ekkehart Vetter, seit Januar dieses Jahres Vorsitzender der DEA. Bei der Konferenz ging es unter anderem um Themen der Seelsorge, des Gemeindeaufbaus, um gesellschaftspolitische Fragen, Fragen von Mission in einer multikulturellen Welt oder die Bedeutung Israels. Die reformatorische Betonung der Gnade, des Glaubens, des „Christus allein“ und der Heiligen Schrift seien ein bleibender Schwerpunkt für die Arbeit der DEA.

Innovative Ideen, um Jugend zu erreichen

Vetter zog am Ende der Veranstaltung ein Resümee und lobte die „besondere Atmosphäre“ der Allianzkonferenz. „Hier begegnen sich Menschen von der Gemeindebasis und werden zu intensiver Bibelarbeit eingeladen. Es gibt viele Möglichkeiten, abseits des großen Plenums mit anderen ins Gespräch zu kommen.“

Der Pastor nannte Ziele für die Zukunft: „Wir brauchen innovative Ideen, insbesondere junge Leute wieder vermehrt zu erreichen. Mit 41 Jahren als Durchschnittsalter der Teilnehmer in diesem Jahr sind wir nicht überaltert, aber wir wollen attraktivere Angebote gerade für Kinder, junge Leute und junge Familien machen.“ Der jüngste Teilnehmer der diesjährigen Allianzkonferenz wurde am Sonntag einen Monat alt. Der älteste war 92 Jahre alt.

Ekkehart Vetter ist seit Januar dieses Jahres Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. Er ist hauptamtlich Präses des freikirchlichen Mühlheimer Verbandes. Foto: Deutsche Evangelische Allianz
Ekkehart Vetter ist seit Januar dieses Jahres Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. Er ist hauptamtlich Präses des freikirchlichen Mühlheimer Verbandes.

Die Evangelische Allianz ist ein Netzwerk verschiedener evangelisch gesinnter Organisationen und Gemeinden. Gegründet wurde sie 1846 in London als interkonfessionelle Einigungsbewegung. In Deutschland gib es rund 1.000 örtliche Allianzen. Vorsitzender der DEA ist Pastor Ekkehart Vetter, der hauptamtlich Präses des freikirchlichen Mühlheimer Verbandes ist. Die erste Allianzkonferenz fand 1886 in Bad Blankenburg statt. (pro)

Von: mab/mm

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