Mit diesen Anhaltspunkten soll zukünftig Islamismus auf unterschiedliche Art und Weise bekämpft werden: Der in Berlin lebende arabisch-israelische Psychologe und Autor Ahmad Mansour hat in der Tageszeitung Die Welt einen „Zehn-Punkte-Plan gegen den Islamismus“ aufgestellt. Dieser langt von einer sorgfältigen Auswahl der Partner beim Kampf gegen Radikalisierung über konkrete Elternarbeit, bei der besonders Mütter als Multiplikatoren angesprochen werden sollen, bis hin zur Präventionsarbeit im Internet. Auch ein Bundesbeauftragter steht auf Mansours Liste.
Prävention auf unterschiedlichen Ebenen sind wichtige Elemente des formulierten Plans, wie etwa die im Internet. Der Kanal, um Kinder und Jugendliche heute zu erreichen, ist das World Wide Web. „Dort beziehen sie ihre oft fehlgeleiteten Informationen und Meinungen“, schreibt der Islamisexperte Mansour. „Momentan sind beispielsweise haarsträubende Verschwörungstheorien über Juden oder ,den Westen‘ zu einer Plage geworden.“ Daher gebe es den Bedarf einer „digitale Sozialarbeit, die Jugendlichen im Netz aktiv begegnet“ – und das „cool“ und ansprechend für die Zielgruppe. Muslimische Comedians und Musiker sollten an Kampagnen mitarbeiten.
„Lippenbekenntnisse und Mahnwachen reichen nicht“
Private Kooperationspartner für Präventionsarbeit und für das Vorgehen gegen Radikalisierung sollten inhaltsorientiert ausgesucht werden. Mansour schreibt: Muslimische Partner seien kritischer auf ihre Ideologie zu prüfen. „Lippenbekenntnisse oder Teilnahme an Mahnwachen dürfen nicht genügen, um als Partner akzeptiert zu werden.“ Nur wer „ohne Einschränkung für Demokratie, Menschenrechte, Frauenrechte, Kinderrechte und Vielfalt steht“, könne Partner werden. Und weiter: „Muslimische Verbände, die ein veraltetes, starres Islamverständnis mit Buchstabenglaube, Angstpädagogik, Geschlechtertrennung, Verbreitung von Opferrollen und Schwarz-Weiß-Bildern haben, müssen neu beurteilt und notfalls von der Zusammenarbeit ausgeschlossen werden.“
Kultur oder Religion rechtfertigen keine Gefährdung des Kindeswohles
Eltern sollten bundesweit auf eine für sie zugeschnittene Aufklärung erhalten. Der Psychologe betont, dass es besonders für „Mütter als Multiplikatoren der Erziehung“ Angebote geben sollte. Auch führt er Sensibilisierungskurse und Fortbildungen für Erzieher, Pädagogen, Sozialarbeiter, Polizei während einer Übergangsphase als verpflichtend an. Es müsse deutlich werden, „dass Kultur oder Religion nicht benutzt werden dürfen, um eine Gefährdung des Kindeswohles auf irgendeine Weise zu rechtfertigen“.
Mansour plädiert zudem für eine innerislamische Debatte. Er wünscht sich auf seiner Zehn-Punkte-Agenda für die Zukunft: „Imame und andere Verantwortliche sorgen durch Reformwilligkeit für eine Neudefinition der Beziehung zu Hierarchie, Autorität und zwischen Mann und Frau. Neue, zeitgemäße muslimische Vorbilder, die demokratiekompatibel sind, wirken attraktiv und nachahmenswert.“ Wichtig sei zudem eine Kultur der Inklusion, mit dem Ziel, „Heranwachsenden aus Einwandererfamilien die Erfahrung zu vermitteln, dass sie zur Gesellschaft und zum Staat gehören“. So sollten diese für demokratische Werte und Normen begeistert werden. (pro)
Von: mab