Trotz Verfolgung wächst Christengemeinde

Im Westen nimmt die Zahl der Christen ab. In den Ländern, in denen die Christen verfolgt werden, wächst sie hingegen. Das sagte der Vorsitzende der Organisation „Open Doors“, Markus Rode. In einem Vortrag über „Christenverfolgung heute“ berichtet er, was Christen in Europa für Verfolgte tun können.
Von PRO
Markus Rode sprach in Siegen zum Thema „Christenverfolgung heute“

Der Druck auf Christen im Nahen Osten wachse, aber ihre Anzahl nehme nicht ab. Das Gegenteil sei der Fall. „Wir haben eine richtige Erweckung im Islam“, schildert der Vorsitzende des christlichen Hilfswerks „Open Doors Deutschland“, Markus Rode. Zum Thema „Christenverfolgung heute“ sprach er am Donnerstagabend in Siegen. Es gebe eine „nie dagewesene Offenheit für Christus im Iran“, aber auch in anderen Ländern wie Saudi-Arabien. Viele Iraner träumten von Jesus. Das sei ein Phänomen, das in der ganzen muslimischen Welt gebe. „Wir haben eine explosionsartige Verbreitung, wo die Verfolgung wächst“, sagt er im Bezug auf die wachsende Christengemeinde.

Konvertiten müssten sich jedoch oft im Untergrund bewegen, weil ihnen sonst Verfolgung drohe – sogar durch die eigene Familie. Das Risiko für einen Konvertiten höher als die unmittelbaren Vorteile, erklärte Rode. Aus dem Iran geflohenen Konvertiten werde immer wieder vorgeworfen, dass sie aufgrund bestimmter Asylvorteile in Europa ihren Glauben wechselten. Traditionelle Christen seien zwar in der Islamischen Republik etabliert. Anders gehe es jedoch Konvertiten. Traditionelle Kirchen hätten Angst, dass Konvertiten in die Kirchen kommen. Diese könnten dann vor der Regierung geschlossen werden.

Markus Rode und der Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein, der am Abend ein Großwort vortrug Foto: pro, Martina Blatt
Markus Rode und der Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein, der am Abend ein Großwort vortrug

Evangelium als einzige befreiende Botschaft

Rode habe im Gespräch mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Frank-Jürgen Weise, erklärt, dass es im Iran eine christliche Erweckung gebe. Der „Open Doors“-Vorsitzende habe diese Information teilen wollen, damit sie in die Entscheidungen über christliche Flüchtlinge aus dem Iran mit einfließe. Rode sagte aber auch, dass es immer schwarze Schafe gebe, die eine Konversion nur vortäuschten.

Er wünscht sich, dass die Menschen verstehen, wie viele Konvertiten in Flüchtlingslagern in Deutschland leiden und bedroht würden. Zudem hätten manche Gemeinden Sorgen, Flüchtlingen das Evangelium zu predigen. Doch er bat darum, das zu tun: „Das ist die einzige befreiende Botschaft.“

Geheimpolizei mit Fokus auf Christen

„Open Doors“ veröffentlicht jährlich den Weltverfolgungsindex (WVI), der die Verfolgungssituation der Christen weltweit beschreibt. Auf Platz eins findet sich Nordkorea, gefolgt von Somalia und Afghanistan. In den Ländern auf den ersten 50 Plätzen leben rund 650 Millionen Christen als Minderheit. Weltweit werden nach Schätzungen der Organisation rund 200 Millionen Christen verfolgt.

In Nordkorea gebe es eine Geheimpolizei, die darauf spezialisiert sei, das Verhalten von Christen zu erkennen. Sie achte etwa auf kleine Versammlung an Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern. Würden Christen in Nordkorea erkannt, drohe ihnen die Hinrichtung oder Zwangslager. Die einzige Motivation, die Christen in den Arbeitslagern hätten, sei das Wissen, zu Gott in die Ewigkeit zu kommen.

Rode erzählte, dass „Open Doors“ die Möglichkeit hatte, Botschaften in die Arbeitslager hineinzubringen. Wie das passierte, beschrieb er nicht. Aber durch die Nachrichten wüssten die Christen im Lager, dass ihre Brüder und Schwestern in Europa für sie beteten. Das gebe ihnen Mut. In dem Land gebe es zwischen 200.000 bis 400.000 Christen im Untergrund. „Wir sind dankbar, dass die Untergrundgemeinde wächst.“

Gebet für verfolgte Christen

Indien findet sich 2017 auf Platz 15 des WVI – so weit vorn, wie zuvor noch nicht. In dem Land kämen zahlreiche kastenlose Dalits zum Glauben an Jesus. Das widerstrebe jedoch einer Vorgabe von Premierminister Narendra Modi und seiner religiös-nationalistischen Bharatiya-Janata-Partei. Sie strebten sinngemäß an, dass jeder Inder ein Hindu sein solle, sagte Rode. Es gebe Antikonversionsgesetze, die von Bundesstaat zu Bundesstaat umgesetzt würden, damit sich Hindus nicht von ihrem Glauben abkehrten.

Christen im Westen könnten für verfolgte Glaubensgeschwister beten. „Das erste, um was verfolgte Christen bitten, ist Gebet“, schildert Rode. Sie brauchten diese Gebete, damit sie in ihrem Glaubenskampf stark blieben. „Bitte vergesst uns nicht“, sei ein sehnlicher Wunsch.

„Open Doors“ startet immer wieder Projekte für Christen wie Traumabetreuung oder Gefangenenhilfe. Aktuell läuft eine Petition der Organisation für Christen im Irak und Syrien, bei der bis Jahresende eine Million Unterschriften zusammenkommen sollen. Die Unterschriftenliste soll dann dem UN-Generalsekretär António Guterres vorgelegt werden. „Wir wenden uns an die Vereinten Nationen mit der dringenden Bitte, jetzt zu handeln“, ist die Petition überschrieben. Das Gremium soll die Situation der Christen in diesen Ländern thematisieren und sich für eine Verbesserung einsetzen.

Für und Wider von Petitionen

Jedoch seien öffentlicher Druck und Unterschriftenaktionen nicht immer sinnvoll. „Open Doors“ schätzt, dass im Fall der in Pakistan wegen angeblicher Gotteslästerung inhaftierten Christin Asia Bibi die Chancen einer Freilassung steigen, wenn das öffentliche Interesse sinkt. Würde der Fall im Untergrund entschieden, könnte dies helfen. Denn jeder Richter oder Entscheider, der damit in Verbindung steht, könne aufgrund seines Urteils unter Druck geraten.

Volkmar Klein ist stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises „Verfolgte Christen“ der CDU Deutschland Foto: pro, Martina Blatt
Volkmar Klein ist stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises „Verfolgte Christen“ der CDU Deutschland

Der Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises „Verfolgte Christen“ der CDU Deutschland Volkmar Klein sprach bei der Veranstaltung in seinem Grußwort über Lukas 18,27: „Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott.“ Dieser Vers könne jedem Menschen helfen als eine „großartige Verheißung“. Denn mit Gott könnten unsere menschlichen Begrenzungen überwunden werden. Das bedeute aber auch, das für den Menschen Mögliche zu tun. Das sei die Verantwortung eines jeden Einzelnen. Beispielsweise setze sich der Abgeordnete Klein in der Öffentlichkeit und in der Politik für das Thema Christenverfolgung ein. Jeder Gläubige habe die Fähigkeit, für verfolgte Christen zu beten – das könne und müsse jeder Christ tun.

Zu der Veranstaltung hatten der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU in Siegen und die Evangelische Allianz Siegen eingeladen. (pro)

Von: mab

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