Die Landesvertretung Sachsen-Anhalt hält sich den etwas originelleren Blick auf die Reformation zugute. Hier würden nicht die Standardthemen behandelt, schmunzelte Michael Schneider, Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten und Bevollmächtigter Sachsen-Anhalts beim Bund. Gezeigt wurden Kurzfilme und Ausschnitte aus DEFA-Produktion. Die Deutsche Film AG war die Produktionsgesellschaft der DDR. Nachdem die Regierung beschlossen hatte, 1983 das Jubiläum aus Anlass des 500. Geburtstags des Reformators gebührend zu begehen, entstand vor diesem Hintergrund Lew Hohmanns Kurzfilm „Copyright by Luther“. Als Reformationsheld habe in der DDR eher Thomas Müntzer gegolten, so der Regisseur. Schon bei dem Auftrag eines Dreiteilers über Luther habe er es interessant gefunden, dass auch Luther ein Held sein könne, erinnerte sich der 72-Jährige.
Sein Animationsfilm „Copyright by Luther“ wirkt aus heutiger Sicht vermutlich eher hausbacken und zweidimensional. Damals war in der DDR allerdings von Computern und Digitalisierung noch keine Rede. So erzählte Hohmann in der Landesvertretung von flachen, bemalten Kartonfiguren, die mit der Hand bewegt wurden. In dem 15-minütigen Film, der als Vorfilm vor dem Hauptfilm im Kino gezeigt wurde, geht es vor allem darum, wie Luthers Gedankengut mit Hilfe des Buchdrucks als Massenware verbreitet wurde und so die Absicht der katholischen Kirche untergraben wurde, mit Ablassbriefen Geld zu machen. Stephan Rhein, Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten, beurteilte „Copyright by Luther“ daher als modernen Film: „Ohne Buchdruck keine Reformation! Mit ganz einfachen filmischen Mitteln hat dieser 15-minütige Film den Bestseller ‚Die Marke Luther‘ und eine ganze Forschungssituation vorweggenommen.“
Unfehlbarkeit und Alleinbesitz der Wahrheit
Auch einen langen Film über den Reformator hat Lew Hohmann damals gedreht. In „Bürger Luther“ habe er versucht, Subtexte unterzubringen, erzählte der Filmemacher. „Die Struktur der päpstlichen Kirche war absolut identisch mit der Struktur der SED. Es ging um die Unfehlbarkeit und den Alleinbesitz der Wahrheit. Es ging um den Papst, aber jedem war klar, dass es auch um die SED und das Politbüro ging. Es war ein Vergnügen, historische Stoffe zu machen, denn da konnte man so etwas unterbringen, das konnte niemand anfechten.“ Den Bezug zu Luther hat Hohmann, selbst konfirmiert, schon früh gehabt. Ihn beeindrucke am meisten, wie Luther seiner Überzeugung gegen den Rest der Welt treu geblieben sei und nicht aufgegeben habe.
Er selbst habe durchaus eine Beziehung zu Gott und zur Religion, sagte der Regisseur im Gespräch mit pro. Die befinde sich aber mehr in seinem Inneren. In die Kirche gehe er heute nur noch relativ selten, als Kind sei er dagegen jeden Sonntag mit seiner Großmutter dort gewesen. „Gott ist etwas, das mich zuversichtlich macht. Gerade in dieser furchtbaren Welt, in der wir leben, ist es wie ein Pfeiler, an dem man sich festhalten kann.“ Ihn habe sehr der Besuch einer deutschen protestantischen Gemeinde in Rom beeindruckt. Dort habe er erfahren, dass es den Protestanten in Rom bis 1817 verboten gewesen sei, sich zum Gottesdienst zu versammeln. Darüber würde er gern einmal einen Film machen. Ganz anders der Wunsch von Luthergedenkstätten-Direktor Rhein. Er quäle sich gerade durch den ARD-Doku-Krimi „Die Luther Matrix“, beschwerte er sich. „Einen bisschen schmissigeren Luther-Krimi fände ich ganz spannend!“ (pro)
Von: Christina Bachmann