„Wer nach Halt sucht, greift auch nach den Sternen“. Mit diesen Worten moderiert Christian Nitsche den Beitrag des Politmagazins PlusMinus im Rahmen der ARD-Themenwoche „Woran glaubst Du?“ an. Der Beitrag macht deutlich, wie schamlos und einfach potenzielle Interessenten dabei benutzt werden. Die Redaktion hat dies im Selbstversuch getestet.
Die Bandbreite ist weit und reicht von Aura-Sprays und Engelskarten bis zum Heilen im heimischen Wohnzimmer. Auf einer Messe in München hat die Redaktion des Magazins versucht, ein eigens erfundenes Produkt vor der Halle zu überteuerten Preisen zu verkaufen. Die Zweifel der Konsumenten waren gering.
Mehr Umsatz in der Esoterik als in der Baubranche
Zu Besuch waren die Redakteure auch bei einer Messe für spirituelle Heilung im Saarland. Dort erfährt der Besucher, dass die Preise für die jeweiligen Produkte nicht fix sind. Vielmehr würden sie – angeblich – von einem übernatürlichen Wesen durch ein Medium mitgeteilt. Ein lukratives Standbein für die Esoterik ist der Verkauf von Büchern. Der Psychologe Johannes Fischler, der ein Buch zum Thema geschrieben hat, beziffert den Umsatz zwischen 20 und 25 Milliarden Euro – mit steigender Tendenz.
Zu Wort kommt auch die Aussteigerin Silvia A. Sie war Mitglied einer Esoterik-Gruppe, weil sie sich einst davon angesprochen fühlte und sich Energie aus dem Jenseits erhoffte. „Ich habe viel Geld dort gelassen“, resümmiert auch sie. Auch ihre Familie ist an ihrer Nähe zur Esoterik zerbrochen.
„Haben jetzt wieder die Erlaubnis, glücklich zu sein“
Matthias Pöhlmann, Sektenausstiegsberater der bayerischen Landeskirche, betont, dass sich viele Anbieter von Haftungsansprüchen entbinden lassen: „Damit trägt der Einzelnutzer das Risiko.“ Pöhlmann beobachtet einen Trend, dass Menschen nicht mehr nur über den Verstand erreicht werden sollen, „sondern etwas erleben möchten“. Für Silvia A. besteht die Währung der Esoterik-Branche aus leeren Versprechungen. Sie hat den Ausstieg geschafft und wieder mit ihrem Mann zusammen gefunden. (pro)
Von: jw