Die evangelische Nachrichtenagentur idea hat in ihrer Mitgliederversammlung am Mittwoch personelle Weichenstellungen vorgenommen. Matthias Pankau wird neuer Leiter des Hauses. Er wird damit Nachfolger des Theologen Helmut Matthies, der seit 1977 bei idea tätig ist. 1978 übernahm dieser die Leitung, entwickelte 1979 das Wochenmagazin ideaSpektrum und baute die idea-Gruppe zu einem Betrieb mit insgesamt über 50 Mitarbeitern aus. Der Leitungswechsel soll zum 1. Januar 2018 vollzogen werden. Matthies wird ab dann dem Vorstand von idea angehören, in den ihn die Mitgliederversammlung wählte.
Der designierte idea-Leiter Matthias Pankau wurde 1976 in Leipzig geboren. Er wuchs in der DDR in einer bekennenden christlichen Familie auf. Seine Eltern durften nicht studieren, weil sie Christen waren. Auch Pankau wäre das Abitur verwehrt geblieben, weil es seine Eltern ablehnten, dass er in die sozialistische Parteiorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) eintritt. Die Friedliche Revolution ermöglichte es ihm dann aber doch, 1995 sein Abitur zu machen.
Jüngere Leser sind das Ziel
Danach volontierte Pankau bei der Nachrichtenagentur idea. Währenddessen erhielt er seine journalistische Ausbildung auch in New York bei dem Journalisten Uwe Siemon-Netto. Ab 1997 studierte Pankau Evangelische Theologie in Oberursel (Hochschule der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche), Heidelberg und Leipzig. Nach Vikariat und Zweitem Theologischen Examen begann er 2006 als Redakteur bei idea. Dort ist der verheiratete Vater zweier Töchter bis heute verantwortlich für das Redaktionsbüro Ost mit Sitz in Leipzig.
2008 wurde er zum Pfarrer im Ehrenamt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ordiniert. Unter anderen hält er regelmäßig Gottesdienste in der Nikolaikirche Leipzig.
Pankau dankte auf der Mitgliederversammlung für das ihm entgegengebrachte Vertrauen: „idea wird auch in Zukunft einen engagierten, christuszentrierten Journalismus betreiben“, kündigte er an. Zudem werde es darum gehen, eine jüngere Leserschaft zu gewinnen. Pankau wird offiziell am 16. Januar 2018 in sein Amt eingeführt.
Vater vieler evangelikaler Werke gibt sein Amt ab
Auch im ehrenamtlichen Vorstand von idea gibt es einen Wechsel. Der bisherige Vorsitzende Horst Marquardt gründete die Nachrichtenagentur 1970 und war seitdem im Vorstand aktiv. Jetzt wurde er in der Mitgliederversammlung verabschiedet. Sie wählte den 60-jährigen Pfarrer Johannes Holmer zu dessen Nachfolger bis zum Jahresende. Er war bisher Stellvertreter Marquardts.
Auf das Bestreben des heute 87-jährigen Marquardts geht nicht nur die Gründung der Nachrichtenagentur idea, sondern auch die des Christlichen Medienverbundes KEP und anderer Werke zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss er sich als junger Mann zunächst der kommunistischen Bewegung an und arbeitete als Rundfunkredakteur in Potsdam.
Nachdem er Christ wurde, studierte er in Berlin Theologie und war als Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Berlin, Wien und Wetzlar tätig. Als Direktor war er ab 1960 maßgeblich am Aufbau des Evangeliums-Rundfunks (ERF) in Wetzlar beteiligt, den er bis Ende 1993 leitete. Bis 1997 war Marquardt als Internationaler Direktor der Radio-Mission Trans World Radio (TWR) tätig, das für eine Verbreitung der christlichen Botschaft in Afrika, dem Nahen Osten und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sorgte.
Von 1973 bis 1986 war Marquardt Sprecher der ARD-Fernsehsendung „Das Wort zum Sonntag“. Er engagierte sich zudem im Hauptausschuss Rundfunk und Fernsehen des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP). Außerdem gehörte er bis zum Erreichen der Altersgrenze zum Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz.
Weitere „Kinder“ Marquardts sind die Lausanner Bewegung, die sich für mehr Evangelisation in den Kirchen und Gemeinden einsetzt, und der Kongress christlicher Führungskräfte. 1998 wurde der Vordenker der evangelikalen Publizistik in Deutschland mit dem „Brückenbauer-Preis“ der Vereinigung Europäischer Medienorganisationen ausgezeichnet. Marquardt ist verheiratet mit Irene und Vater von vier Kindern.
idea-Spitze aus den neuen Bundesländern
Sein Nachfolger Johannes Holmer ist seit einem Vierteljahrhundert Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Bülow in Mecklenburg-Vorpommern. Damit stammt er wie Pankau aus den neuen Bundesländern. Er ist eines von zehn Kindern von Uwe Holmer. Dieser hatte für Schlagzeilen gesorgt, als er nach dem Mauerfall Erich Honecker und dessen Ehefrau Margot in seinem Pfarrhaus aufgenommen und zehn Wochen lang mit ihnen unter einem Dach gelebt hatte.
Holmer engagiert sich zudem bei dem christlichen Medienunternehmen ERF Medien, sowie bei der Deutschen Zeltmission und im Vorstand des „Netzwerkes Bibel und Bekenntnis“. (pro)
Von: pro