Organisierte Liebe soll gegen Hass im Netz helfen, „an dem manche zu zerbrechen drohen“, wie Mitveranstalterin Tanja Häusler bei der Eröffnung der Re:publica am Montag in Berlin sagte. Zu der jährlichen Konferenz erwarten die Organisatoren 8.000 Besucher. Sie gilt als die wichtigste Internetkonferenz Deutschlands. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto „Love out loud“. Das Motto solle ein „Aufruf zur digitalen Zivilcourage“ sein, sagte Blogger und Re:publica-Gründer Johnny Häusler. Es sei an der Zeit, gegen Mobbing im Netz aufzustehen. Niemand solle allein gelassen werden.
Die Veranstalter forderten auch Solidarität mit inhaftierten Bloggern und Journalisten weltweit. Der Berliner Bürgermeister Michael Müller (SPD) erinnerte an den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel, warb aber auch dafür, sich in Deutschland erneut klar zu machen „was wir an der Presse- und Meinungsfreiheit haben“. Denn auch hier habe sich der Ruf der Medien verschlechtert, erklärte er mit Blick auf „Lügenpresse“-Vorwürfe.
Pressefreiheit ist Utopie
In einer Eröffnungsveranstaltung sprachen Medienschaffende über die Situation in ihren Heimatländern. Der Zeitungsredakteur Can Dündar aus der Türkei sagte, Pressefreiheit sei in seiner Heimat eine Utopie. Nachdem er einen Artikel über geheime Waffenlieferungen veröffentlichte, sei die Webseite seines Mediums gesperrt worden. Der türkische Präsident Erdogan habe öffentlich erklärt, Dündar werde für seine Tat zur Verantwortung gezogen. Tatsächlich verurteilte die Justiz ihn zu zwei lebenslänglichen Haftstrafen. Aus dem Gefängnis heraus veröffentlichte Dündar einen „Brief aus dem Gefängnis“ im Magazin Der Spiegel. Nach öffentlichem Protest wurde er schließlich freigelassen, entkam aber nur knapp einem Attentat vor einem gut bewachten Gerichtsgebäude.
Die Re:publica läuft noch bis Mittwoch. Unter den zahlreichen Veranstaltungen finden sich erstmals auch Themen rund um Kirche und Internet. (pro)
Von: al