Dialog mit AfD und Muslimen

Der Evangelische Kirchentag in Berlin und Brandenburg setzt auf Dialog. Eingeladen sind Vertreter der Alternative für Deutschland, Humanisten, Homosexuelle oder Muslime. Niemand soll ausgeschlossen werden, erklärte Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au am Dienstag in Berlin.
Von Anna Lutz
(v.l.) Generalsekretärin Ellen Ueberschär, Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au, Bischof Markus Dröge und Landesbischöfin Ilse Junkermann bei der Kampagnenpräsentation zum Kirchentag 2017 am Brandenburger Tor

Erstmalig stellten die Organisatoren des Kirchentags am Dienstag das Programm der Großveranstaltung vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Brandenburg vor. Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au erklärte, beim diesjährigen Kirchentag gehe es vor allem um den Dialog. Man wolle sich begegnen und durchaus auch streiten, aber in reformatorischer Gelassenheit und mit protestantischem Selbstverständnis. Dazu haben die Organisatoren neben prominenten Politikern wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier oder SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz unter anderem Vertreter von Humanisten, der Alternative für Deutschland, muslimischer oder homosexueller Gruppen eingeladen. Es soll Führungen in Moscheen und eine „Weiße Tafel der Religionen“, gestaltet von über 50 Religionsgemeinschaften, geben.

„Klare Haltung zeigen, aber offen sein“

In einem „Genderzentrum“ werden Fragen der Geschlechtergerechtigkeit besprochen, in einem „Zentrum Regenbogen“ soll die Frage gestellt werden, wo der Platz homosexueller Muslime oder Christen in den Gemeinden sein kann. Der Humanistische Verband wird im Roten Rathaus zwei Veranstaltungen organisieren, eine zum Thema Toleranz und eine zum Thema Sterben. Bischof Markus Dröge stellt sich dem Streitgespräch mit Annette Schultner, Vertreterin der Gruppe „Christen in der AfD“. „Es ist nicht sehr christlich, zu sagen, es gibt eine bestimmte Gruppe, mit der reden wir überhaupt nicht“, rechtfertigte Aus der Au diesen Programmpunkt auf Nachfrage. Der Kirchentag wolle „klare Haltung“ zeigen, sich aber „offen auf andere Sichtweisen einlassen“.

Die Generalsekretärin des Kirchentags, Ellen Ueberschär, hob das Thema Rechtspopulismus hervor. Dem wolle sich die Großveranstaltung mit Blick auf Europa widmen und betonen „Europa braucht die Christen“. Am Freitag um 12 Uhr unterbrechen die Organisatoren das laufende Programm zugunsten einer Schweigeminute „für alle die, die an den Grenzen Europas zu Tode gekommen sind“, sagte Ueberschär. In einem „Begegnungszentrum Willkommenskultur“ sollen Flüchtlinge selbst zu Wort kommen.

Berlins Bischof Markus Dröge sagte, er freue sich besonders auf ein Zentrum mit dem Titel „Berlin.Zunkunft.Kirche“ am Alexanderplatz. Nach dem Vorbild der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ müssen sich dort die Erfinder innovativer Projekte zum Thema vor einer Expertenjury behaupten. Die Veranstalter erwarten 100.00 Besucher. Der Schlussgottesdienst wird mit Blick auf das Reformationsjubiläum in Wittenberg stattfinden. (pro)

Von: al

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