„Friedenskundgebung mit islamistischen Akteuren“

Ein überkonfessionelles Bündnis will am Donnerstag in Berlin für Frieden und Toleranz demonstrieren. Unter den Teilnehmern sind vom Verfassungsschutz beobachtete muslimische Verbände. Das American Jewish Committee zeigt sich empört.
Von PRO
Opfergedenken am Ort des Terroranschlags vom 19. Dezember in Berlin

Unter dem Motto „Religionen für ein weltoffenes Berlin“ möchte ein Bündnis aus Christen, Muslimen, Juden und weiteren Religionsgemeinschaften am Donnerstag in der Hauptstadt ein Zeichen für Frieden und Toleranz setzen. Die Friedensdemonstration soll auf dem Charlottenburger Breitscheidplatz stattfinden – dort, wo sich am 19. Dezember ein Terroranschlag ereignete. Der Regierende Bürgermeister Berlins, Michael Müller, hat geplant, als Ehrengast an der Demonstration teilzunehmen und ein Grußwort zu sprechen.

Über die inhaltliche Ausrichtung und den Teilnehmerkreis ist das Berliner Büro des American Jewish Committee (AJC) jedoch „äußerst besorgt“. In einer Mitteilung erklärt die AJC-Direktorin Deidre Berger: „Es ist empörend, wenn sich an einer Friedenskundgebung islamistische Akteure beteiligen, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden und in einem Fall sogar Nähe zur palästinensischen Terrororganisation Hamas aufweisen.“

Anschlag werde instrumentalisiert

Für Berger sei es „unverständlich, dass im Aufruf der Wert der Verfassung hervorgehoben wird, die Kundgebung aber gleichzeitig von Islamisten unterstützt wird, die zum Teil verfassungsfeindliche Ziele verfolgen“. So werde der „Anschlag auf unsere Demokratie“, der zwölf Menschen das Leben gekostet und zahlreiche mehr zum Teil schwer verletzt hat, „instrumentalisiert und die mörderische Ideologie der Täter trivialisiert“. Die AJC-Direktorin hebt mehrere Unterstützer der Kundgebung hervor, die sie dem islamistischen Spektrum zuzurechnet.

Wie die Berliner Zeitung berichtet, hatte die Idee zur Kundgebung die Neuköllner Begegnungsstätte. Das ist eine der vom Verfassungsschutz beobachteten Organisationen. Diese sei auf die Gemeinde der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirchen zugekommen. Nach interner Diskussion habe die Gemeinde beschlossen, darauf einzugehen, sagte Pfarrer Martin Germer laut der Zeitung. Germer erläuterte laut der Berliner Zeitung: „Es ist ja umgekehrt auch so, dass konservative Muslime das, was wir als moderne evangelische Kirche vertreten, befremdlich finden. Wichtig ist, dass wir ein gemeinsames Thema haben.“ In der Ankündigung der Veranstaltung sagte der Pfarrer: „So vielfältig unsere Religionen auch sind, so sehr eint uns der gemeinsame Wunsch nach Frieden und einem toleranten Miteinander in unserer Stadt.“

Das AJC kritisiert zudem, dass in dem Flyer zur Veranstaltung der Anschlag am Breitscheidplatz nicht benannt wird. Neben christlichen Kirchen und Vertreter des Judentums unterstützen sunnitische und schiitische Glaubensgemeinschaften gemeinsam den Aufruf zur Kundgebung, ebenso wie Vertreter des Hinduismus, Buddhismus und der Sikh. (pro)

Von: mab

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