„Es mag den einen oder anderen erstaunen, dass gerade dort, wo im ersten Moment Christentum und Islam so ähnlich zu sein scheinen, nämlich in der Frage der Heiligen Bücher, sich solche Unterschiede auftun“, schreibt Thomas Schirrmacher in seinem Buch „Bibel und Koran“.
Man kann Religionen auf viele verschiedene Arten und Weisen miteinander vergleichen, Schirrmacher wählt den Weg über die beiden Hauptschriften der Religionen. Es geht um das Selbstverständnis beider Bücher, ihre Lehre, ihren Stil und ihre Bedeutung und Verwendung. Beim Vergleich konzentriert er sich auf die verschiedenen Gottesbilder, das Verhältnis von Gott zu den Menschen, und was die Schrift zur Sünde und der Dreieinigkeit sagt.
Was sagt der Koran über Abraham, Mose oder Jesus?
Einen besonderen Fokus legt das Sachbuch auf die biblischen Inhalte, die auch im Koran vorkommen. Im Gegensatz zum Rest des Buches geht es in diesem Kapitel nicht um eine Gegenüberstellung. Juden und Christen gab es bereits vor der Entstehung des Islams. Jesus als „Ehrenmann unter den Propheten“, sowie einige weitere biblische Hauptdarsteller, finden im Koran Erwähnung. Thematisiert wird, was der Koran über Christen und die Bibel sagt und worüber er schweigt.
„In der Kürze liegt die Würze“
Schirrmacher ist es gelungen, komplexe Themenbereiche möglichst knapp und sachlich darzustellen. So hat der Leser die wichtigsten Inhalte im Überblick. Zwar verzichtet der Autor auf die Benennung weitläufiger kultureller und theologischer Unterschiede der beiden Religionen und lässt auch Politik und Gesellschaft außen vor, verliert sich jedoch auch nicht in zu detaillierten Erläuterungen, die für den Laien oft schwer nachvollziehbar wären.
Auch die Struktur, die Schirrmacher seinem Buch gibt, ist leserfreundlich. Jeden Vergleich, den er anstellt, formuliert er als Frage, worauf er die Antworten, die Koran und Bibel darauf geben, zunächst als knackige Thesen liefert. Diese werden anschließend ausführlicher erläutert. Schirrmacher schreibt bewusst aus der Sicht eines Christen, der auch Position bezieht und dabei versucht, korrekt und fair zu bleiben. Dass ihm das gelingt, bezeugt die internationale Verbreitung des mittlerweile neu aufgelegten Buches, welches auch von vielen Muslimen gerne gelesen wird, wie es im Vorwort heißt.
Gegen Schubladendenken
Als Fazit fordert das Buch Christen dazu auf, den gemeinsamen Dialog mit Andersdenkenden zu suchen, und einander mit Liebe und Verständnis zu begegnen. Im Gespräch sollten sie ihrem Gegenüber mit Nächstenliebe, Geduld und Verständnis begegnen und dennoch Position beziehen. Schirrmacher klärt über den Islam auf, um Lügen aus der Welt zu schaffen. Er spricht sich gegen Schubladendenken aus und ermutigt seine Leser, ihren Nächsten nicht auf dessen Nationalität, oder Religion, zu reduzieren. (pro)
Von: amu