„Anette Schultner gehört zu den sehr konservativen Christen, die sich über die Homo-Ehe empören“, schreibt Matthias Kamann in der Welt. Die Bundessprecherin der „Christen in der AfD” (ChrAfD) sagte dem Reporter: „Man kann nicht den Segen Gottes für eine Partnerschaft bekommen, die Gott nicht als sexuelle Beziehung segnet.“ Eine Ehe könne es „nur zwischen Mann und Frau geben“, ist Schultner überzeugt.
Die 43-jährige Schultner ist Dozentin für Deutsch in der beruflichen Fortbildung. Mit 15 Jahren trat sie in die Junge Union ein, später engagierte sie sich in der CDU. „Aber Frau Merkel marschierte immer weiter nach links, und irgendwann konnte ich nicht mehr folgen“, sagt Schultner heute. Sie verließ Anfang April 2013 die Union und trat danach in die sich gerade formierende AfD ein. Seit einigen Jahren gehört sie einer evangelischen Freikirche an.
Sie ist strikt gegen Gender-Mainstreaming und gegen Sterbehilfe. Das deutsche Abtreibungsrecht sei ihr „persönlich zu liberal“. „Es gibt viele Konservative“, sagt Schultner, „die eine politische Heimat suchen, aber sie bei der Union nicht mehr finden.“
„Schultner ist damit nicht allein“, heißt es in der Welt. „Rechtskatholiken, Evangelikale, Lebensschützer, Abtreibungsgegner – nicht wenige von ihnen, früher integriert in den rechten Rand der Union, sind heute Mitglieder oder Sympathisanten der AfD.“
Gegen Scharia und gegen Abtreibung
Völkisch sei Schultner nicht, heißt es weiter. Und Schultner erklärt: „Wir instrumentalisieren das Christentum nicht für die Abgrenzung vom Islam.“ Sie wehre sich aber gegen religiöse Beliebigkeit und erwarte von Muslimen die Bereitschaft zur kulturellen Integration sowie „das Berücksichtigen grundlegender Menschenrechte“. Also sei sie gegen Kinderehen, Polygamie, Vollverschleierung und für eine deutliche Absage an die Scharia. Echte Integration sehe sie bei Muslimen in Deutschland zu selten. Im Übrigen gebe es weltweit keine Religion, „die Andersgläubigen so viele Probleme bis hin zu schwerster Verfolgung macht wie der Islam“.
Während die AfD rund 26.000 Mitglieder hat, kämen die ChrAfD nur auf eine mittlere dreistellige Zahl, schreibt Kamann. Eine genaue Zahl wolle die Bundessprecherin nicht angeben. Die Organisation gründete sich 2014, ist überkonfessionell, rund 60 Prozent sind Katholiken, die anderen gehören zu evangelischen Landeskirchen oder zu Freikirchen.
Besonders wichtig ist Schultner das Thema Lebensrecht. „Wäre das Bewusstsein für den Wert des ungeborenen Lebens anders, dann hätten wir viel niedrigere Abtreibungszahlen.“ Derzeit sind es knapp 100.000 pro Jahr. Die „Größenordnung einer Großstadt“, sagt Schultner und nennt das „eine gesellschaftliche Katstrophe“. Schultner ist überzeugt: In Schulen werde „nicht über wirklich verantwortliche Sexualität“ gesprochen, „die Bedeutung von Ehe und Familie wird nicht vermittelt“. Mit der Evangelischen Kirche habe sie „das gleiche Problem wie mit der CDU“. Mancher Bischof rede, als sei die Kirche „ein rot-grüner Arbeitskreis“. Statt auf Mission setze die Evangelische Kirche auf „Kulturmarxismus“. (pro)
von: js