Mit der Weihnachtsgeschichte gegen den Terror

Journalisten haben die Aufgabe, über Ereignisse zu berichten, sie einzuordnen, Zusammenhänge herzustellen. Auch im Fall des Anschlags in Berlin. Dabei machen manche von ihnen in der biblischen Weihnachtsgeschichte einen Anker für Hoffnung und Frieden aus.
Von Norbert Schäfer
„Der Stern leuchtet in die dunkle Zukunft”, schreibt die Zeit-Autorin Evelyn Finger in ihrem Leitartikel und bezieht sich dabei auf die Weihnachtsgeschichte

Seit dem Terroranschlag auf einen Weihnachtsmarkt am Montag an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin-Charlottenburg stellen auch Journalisten die Frage: Was kann Menschen in schwerer Zeit Hoffnung schenken? Für einige Redaktionen und Autoren gehört die Bibel dazu.

In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit geht die Autorin Evelyn Finger der Frage nach, wie Frieden auf Erden gelingen kann. Dabei bezieht sie sich ausdrücklich auch auf Jesus und die Weihnachtsgeschichte. Finger schreibt in dem Leitartikel auf Seite eins: Die Bibel lehre anhand von Weihnachten, dass Gott barmherzig sei. „Jesus verkörpert ja eine Möglichkeit des Friedens, die über das bis dahin Vorstellbare hinausgeht.“ Auch zu Lebzeiten von Jesus sei „Frieden nicht der Normalzustand, sondern ein wahres Wunder, etwas Verletzliches und Bedrohtes“ gewesen. Deshalb passe die Geschichte von Weihnachten in die heutige Welt. „Friede auf Erden“ sei ein Himmelsgeschenk, dessen Wert die Menschen erst noch ermessen lernen müssten. „Die Geburt des Erlösers an Weihnachten steht für den Neuanfang, der immer möglich ist“, schreibt die Autorin. Der Weihnachtsstern leuchte in eine dunkle Zukunft mit ihren unbekannten Friedensmöglichkeiten. Auch wenn der Friede noch nicht sichtbar sei, könne man ihn erreichen: „Indem man an ihn glaubt.“

Die Autorin erwägt, dass dabei eine „Weihnachtstugend“ helfen könne: „Die Hoffnung wider alle Hoffnung“ – auf den „Triumph der Milde über die Macht, der Klugheit über die Bosheit, des Kindes über den Krieg” –, verbunden mit der „Jesus-Option”, seine Feinde zu „lieben”, sie also ernstzunehmen und angemessen zu behandeln. Finger macht deutlich, dass Frieden nicht durch moralische Rechthaberei zu haben sei. „Man muss den Frieden erstreiten, statt ihn nur von anderen zu fordern – sonst bleibt er eine fromme Floskel.”

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Auch Daniel Böcking, stellvertretender Chefredakteur bei Bild.de, betonte die Bedeutung der Weihnachtsgeschichte. In einem Kommentar zu den Ereignissen in Berlin erklärte er, warum bei ihm trotz Terror und schlechter Nachrichten Weihnachtsstimmung aufkommt. Böcking spricht sogar von einer „Weihnachtssehnsucht“. Er finde in der biblischen Botschaft „Frieden auf Erden“ aus der Weihnachtsgeschichte „Kraft und Zuversicht“ nach dem Terroranschlag von Berlin. „Wir Christen glauben: Gott hat sich winzig klein gemacht, ist Mensch geworden und hat unsere Sünden (gestern wie heute) auf sich genommen. Er ist am Kreuz gestorben, um uns Freiheit und Vergebung zu schenken. Jesus ist der Erlöser, der uns zu Nächstenliebe und Barmherzigkeit aufgerufen hat. Und auch dazu, Leid zu ertragen. Den Geburtstag dieses Welt-Retters feiern wir am Wochenende.“

Die Berliner Morgenpost setzte am Mittwoch ein Zitat aus der biblischen Weihnachtsgeschichte auf die Titelseite: „Fürchtet euch nicht!“, rief die Redaktion ihren Lesern zu. Mit dem Bibelwort drückt die Zeitung ihre Solidarität mit den Opfern des Anschlags und deren Angehörigen aus. Dahinter steckt aber noch mehr. Es ist auch ein Aufruf, ein Appell: Wir lassen uns nicht unterkriegen. Im Kontext der biblischen Geschichte hatte ein Engel den verängstigten Hirten Mut und Hoffnung zugesprochen und die Geburt von Jesus als dem Heiland mitgeteilt. (pro)

Von: nob

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