Köhler: Christliche Wurzeln Europas keine Folklore

Bei der Verleihung des Medienpreises Bambi hat der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler die Laudatio auf Papst Franziskus gehalten. Köhler sieht im gesamten Auftreten des Papstes eine Provokation, den Menschen die christlichen Wurzeln Europas vor Augen zu führen.
Von PRO
Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler ist tief bewegt vom Auftreten des Papstes Franziskus

Prominente wie Robbie Williams, Udo Lindenberg und Angelique Kerber sind am Donnerstag über den Roten Teppich der 68. Bambi-Verleihung in Berlin flaniert. Beim Medien- und Gesellschaftspreis der Hubert Burda Media sorgte allerdings der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler für besonderes Aufsehen. Der hielt nämlich die Laudatio auf den Bambi-Preisträger Papst Franziskus.
„Franziskus macht uns unmissverständlich klar, dass die christlichen Wurzeln Europas nicht Folklore, sondern Anspruch an uns selbst sind“, sagte Köhler in seiner Rede. Jedes Leben verdiene Respekt und besitze eine unantastbare Würde: „Mit einer solchen Leichtigkeit und Fröhlichkeit und so völlig ohne Angst zeigt uns der Papst eine Menschenliebe, dass es fast schon eine Provokation ist.“

„Er hält uns den Spiegel vor“

In den Augen des ehemaligen Bundespräsidenten erfüllt Papst Franziskus für die Gesellschaft eine Vorbildfunktion: „Er hält uns den Spiegel vor, was Christsein und Menschsein bedeuten kann.“ Damit meinte Köhler Aktionen des Pontifex wie das Waschen der Füße muslimischer Asylbewerber an Gründonnerstag oder dessen Geburtstagsfrühstück mit Obdachlosen. Papst Franziskus war nicht selbst bei der Preisverleihung in Berlin anwesend, die Bambi-Übergabe fand vorher in Rom statt, was als Video präsentiert wurde.
Köhler betonte in seiner Rede, dass die Flüchtlingskrise Deutschland vor schwierige Fragen gestellt habe und deshalb Meinungsverschiedenheiten über den richtigen Umgang damit normal seien: „Selbstverständlich müssen wir auch um die Antwort ringen, wo die Grenzen unserer Hilfsbereitschaft liegen.“
Aber der Papst setze jeden Tag Zeichen der Menschlichkeit, die das Christentum der Umklammerung derjenigen entreiße, die damit schmutzige politische Geschäfte trieben. Deswegen verdient der Pontifex in den Augen Köhlers den Millennium-Bambi. Diesen Preis haben in der Vergangenheit bereits Persönlichkeiten wie Muhammad Ali (2003), Helmut Schmidt (2011) oder Wolfgang Schäuble (2015) erhalten.

Verrohung politischer Kultur mit offenem Herz begegnet

„Nein, dieses Abendland gehört euch nicht, und dieses Christentum lässt sich nicht kapern.“ Das ruft der Papst laut Köhler den „populistischen Scharlatanen“ zu. Christliche Werte könnten nicht dadurch verteidigt werden, dass man sie mit Füßen trete. Der Papst kontere die Verrohung der politischen Kultur mit der Verletzlichkeit seines offenen Herzens.
„Ich bin weder Katholik noch großer Fan von Veranstaltungen mit Roten Teppichen“, sagte der evangelische Laudator. Aber Papst Franziskus hätte ihn mit seiner schlichten Art so tief berührt, dass er mit Freuden die Laudatio halte. Horst Köhler war von 2004 bis 2010 der neunte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Davor leitete er als geschäftsführender Direktor den Internationalen Währungsfonds (IWF). Für ihr Engagement in Afrika erhielten er und seine Ehefrau Eva Louise im vergangenen Jahr die Martin-Luther-Medaille des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). (pro)Martin-Luther-Medaille an Horst und Eva Luise Köhler (pro)
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