Am Montag hat die Deutsche Bischofskonferenz zum 14. Mal den Katholischen Medienpreis verliehen. Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Fürst, überreichte die Medienpreise bei einem Festakt in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin. Die beiden Hauptpreisträger erhielten jeweils 5.000 Euro. Der Medienpreis in der Kategorie „Printmedien“ ging an die Redaktion der Schwäbischen Zeitung. Das Team um Chefredakteur Hendrik Groth aus Ravensburg ist für die umfangreiche Artikelserie „Menschenwürdig leben bis zuletzt“ ausgezeichnet worden, die im vergangenen Winter erschienen ist.
Im Mittelpunkt der Artikelserie standen die Themen Sterbebegleitung, Hospizarbeit und Palliativversorgung. In über 40 Beiträgen in Mantel- und Lokalteilen, online wie im Regionalfernsehen und bei Diskussionsveranstaltungen beleuchteten die Redakteure eine Problematik, die durch die Bundestagsentscheidung zur Sterbehilfe im November 2015 besondere Bedeutung erlangt hatte.
Hospiz-Artikel: Spendenerlös von 180.000 Euro angeregt
Die Projektleitung für diese Serie lag beim Chefreporter der Region Ulm/Alb-Donau, Ludger Möllers. Der organisierte auch in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart die mit der Artikelserie verknüpfte Weihnachtspendenaktion. Den Erlös der Spendenaktion von fast 180.000 Euro haben Hospiz-Gruppen und Hospize erhalten. Nach Auffassung der Jury gehört besonderer Mut dazu, ausgerechnet in der Adventszeit über das Sterben zu schreiben. „Raumgreifend und selbstbewusst“ habe sich die Zeitung dem unbequemen Thema gestellt.
Der Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung, Hendrik Groth, erzählte auf der Bühne, dass eine ausverkaufte Veranstaltung mit dem ehemaligen SPD-Politiker Franz Müntefering über Sterbebegleitung den Ausschlag gegeben hatte. Diese Nachfrage habe die Redaktion inspiriert, sich ausgiebig mit dem Thema auseinanderzusetzen. Der Redakteur Ludger Mölders ergänzte: „Wir haben die Not auf dem Land gesehen.“ Die Thematik „Hilfe beim Sterben“ sei gerade im ländlichen Raum von hoher Bedeutung, weil die Menschen dort allein gelassen würden. Die Finanzierung vieler Hospize und Hospizdienste durch die Krankenkassen sei nur unzureichend.
Der Zeit-Journalist Patrik Schwarz, der für die Christ & Welt-Beilage arbeitet, hielt die Laudatio auf die Schwäbische Zeitung. „Einen guten Umgang mit dem Tod zu finden, ist christlich“, sagte Schwarz. Das Tabu, über den Tod zu sprechen, habe in den vergangenen Jahren Risse bekommen. Journalisten müssten sich fragen, welche Worte sie für den Tod finden. Die Schwäbische Zeitung habe gezeigt, welche Wirkung heute eine Regionalzeitung entfalten könne. „Nach dem Tod geht es ja weiter“, zitierte Schwarz eine Hinterbliebene, die über ihre verstorbenen Eltern in der Artikelserie reflektiert. Er bezeichnet das als „eine Art Auferstehung“.
Gottesfrage ins Zentrum gerückt
„Das Bild, das die Preisträger von der Welt entwerfen, lässt uns die Welt besser verstehen“, sagte der Vorsitzende des Katholischen Medienverbandes e.V., Ulrich Peters. Die Gewinner in diesem Jahr hätten wieder die „Gottesfrage ins Zentrum gerückt.“ Bischof Gebhard Fürst, der seit acht Jahren den Juryvorsitz des Katholischen Medienpreises inne hat, erklärte: „Das authentische Handwerk des Journalisten ist in der heutigen Gesellschaft unabdingbar.“ Der Journalismus müsse sich vom allgemeinen Trend der Boulevardisierung abgrenzen. Zum Thema der Flüchtlingskrise, das den zweiten Preisträger des Abends über einen längeren Zeitraum journalistisch beschäftigt hat, sagte er: „In unserem Verhalten, unserer Barmherzigkeit oder Unbarmherzigkeit, scheint das Evangelium auf.“
Die Auszeichnung in der Kategorie „Elektronische Medien“ ging an den Autor des Bayerischen Fernsehens, Christian Wölfel. Er hat den Medienpreis für seinen Dokumentarfilm „Kirchenasyl und dann? – Vom Bangen, Hoffen und Warten“, den der Bayerische Rundfunk am 13. Januar 2016 ausstrahlte, erhalten. Laut der Jury zeigte Wölfel ein eindringliches Portrait über Menschen, die Gewalt und Krieg erlebt haben und die Flucht wie die Vertreibung erdulden mussten. Der Film gehe nicht nur vordergründig auf die Themen Kirche und Asyl ein, sondern konzentriere sich vielmehr auf das Schicksal von Menschen und auf gelebte Nächstenliebe.
Kreuz aus Flüchtlingsbooten
Die BR-Dokumentation zeigt in Szenen unter anderem muslimische Flüchtlinge, die an christlichen Gottesdiensten teilnehmen. Aus Resten von Flüchtlingsbooten aus Lampedusa hat die evangelische Gemeinde in Tutzing, die im Film vorkommt, ein Kreuz für den Gottesdienst gebaut. Zwei syrische Protagonisten der Dokumentation, denen Kirchenasyl gewährt wurde, waren als Gäste bei der Preisverleihung anwesend. Die Syrerin Shahina hat es etwa geschafft, ihre Traumata mit gemalten Bildern zu verarbeiten, die in Ausstellungen gezeigt werden.
Der Preisträger und Regisseur der Dokumentation, Wölfel, zeigte sich bescheiden und dankte vor allem seinem Team und seiner Redakteurin, die das Projekt ermöglichte. Vor allem aber galt sein Dank den Flüchtlingen, die sich vor die Kamera trauten: „Der Film endet für mich nicht mit der Ausstrahlung.“ Er stehe weiterhin im regen Austausch mit seinen Protagonisten. Am meisten beeindruckt habe ihn der Mut der Flüchtlinge, in solch einer Ausnahmesituation vor der Kamera zu sprechen.
Die ehemalige Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg, Dagmar Reim, hielt die Laudatio auf Wölfel. „Er hat sich Zeit genommen und genau hingeschaut“, bedankte sich Reim beim Preisträger. Sie habe über das Thema Kirchenasyl viel in dieser Dokumentation gelernt. Sie bedankte sich auch bei den helfenden Tutzingern, die im Film vorkommen. Das ihrer Ansicht nach heute häufig spotthaft benutzte Wort „Gutmensch“ solle hier wörtlich und als Kompliment verstanden werden: Menschen, die Gutes tun.
Menschliche Katastrophe greifbar machen
In den Augen der Jury zeigt der Film helfende Menschen, die nicht daneben stehen wollen, wenn Leiden offensichtlich ist. Wölfel zeige Menschen, die krank an Körper und Seele in Europa angekommen sind, deren Not vom Staat aber nicht erkannt werde. Erst durch die Aufmerksamkeit ihrer Helfer bekämen diese Menschen eine Chance. Am Ende des Films blieben Einzelschicksale, die Vertreibung als menschliche Katastrophe greifbar machten.
Seit 2003 wird der Katholische Medienpreis von der Deutschen Bischofskonferenz mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten e. V. (GKP) und dem Katholischen Medienverband e. V. (KM.) vergeben. „Ausgezeichnet werden Beiträge, die Orientierung an christlichen Werten sowie das Verständnis für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge fördern“, heißt es in der Ausschreibung. Zudem seien es Beiträge, die das humanitäre und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zum Zusammenleben unterschiedlicher Gemeinschaften, Religionen, Kulturen und Einzelpersonen beitragen.
Zur sechsköpfigen Jury gehörten Bischof Gebhard Fürst aus Stuttgart, der Chefredakteur von „stadtgottes“, Albert Herchenbach, der BR-Redaktionsleiter für Religion und Orientierung, Wolfgang Küpper, Stefan Kläsener vom Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, der „Heinrichsblatt“-Chefredakteur Andreas Kuschbert sowie Frank Windeck von der Konrad-Adenauer-Stiftung. (pro)Bewerbungsphase für Katholischen Medienpreis 2016 (pro)
Deutsche Bischofskonferenz verleiht Katholischen Medienpreis 2015 (pro)
Christlicher Preis für Film über Versöhnung (pro)
Eine Antwort
Christian Wölfel „nimmt sich viel Zeit und schaut genau hin“ – ja, das kann ich bestätigen, und er hört geduldig und sehr genau zu. Mit seinem gesamtem Team arbeitet er kooperativ und Erfolg-reich zusammen.
Er „konzentriert sich auf das Schicksal von Menschen und auf gelebte Nächstenliebe.“ Wölfel hinterfragt neutral, ohne zu drängen, das macht es einem leichter, in Ruhe die Antworten zu finden. Somit produziert er konzentrierte, informative Dokumentationen und Reportagen. Ich bin ihm sehr dankbar!