Christen sollten in der Gesellschaft Haltung zeigen. Dafür plädierte der Stellvertreter des Chefredakteurs von Bild.de und Mitglied der Bild-Chefredaktion, Daniel Böcking, am Samstag bei der Tagung „publicon“ in Kassel. „Es ist wichtig, sich in diesen Zeiten zu Christus zu bekennen“, sagte er.
Im Sommer 2015 veröffentlichte er sein Buch „Ein bisschen Glauben gibt es nicht – Wie Gott mein Leben umkrempelt“, in dem er über seinen Weg zum Glauben berichtet. Sein Gottesbild war früher geprägt von einem „blassen, leisen Gott“, Gott war für ihn „nicht wirklich relevant“. Sein Glaubensbekenntnis habe auf einen Bierdeckel gepasst: „Gott ist Liebe.“
Konsequenzen des Bekenntnis zu Gott
Im Jahr 2010 veränderte sich alles. Nach dem Erdbeben in Haiti besuchte Böcking vor Ort christliche Hilfsorganisationen, bei denen viel gebetet wurde. Die Berichterstattung über diese Naturkatastrophe sowie seine Erfahrungen als Journalist bei der Loveparade in Duisburg mit Todesopfern und das Begleiten des Bergwerkunglücks in Chile änderten Böckings Blickwinkel. Er begann, intensiver über Gott nachzudenken. „Mein Leben war bis jetzt ganz schön oberflächlich“, sagte er rückblickend. Er begann, viel in der Bibel zu lesen und zu beten. 2013 entschied er sich: „Ich kehre um zu Jesus.“
Die Bibelstellen „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14,6) und „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lukas 10,27) sind ihm besonders wichtig geworden.
2015 machte er seinen Glauben in dem Artikel „Warum ich mich heute als Christ outen will!“ bei Bild.de öffentlich. Aufgrund des Terrors durch den Islamischen Staat (IS) habe er nicht länger schweigen können. Über die Zeit seines Coming-Outs sagte er: „Natürlich hatte ich diese Unsicherheit: Was passiert, wenn ich mein Inneres nach außen kehre?“ Zu seinem Text erhielt er mehr als 18.000 Reaktionen. Kritik war dabei, aber die „absolute Mehrheit“ sei positiv gewesen.
„Alles zu Gottes Ehre“
Durch das öffentliche Bekenntnis zu Gott sprachen ihn zahlreiche Kollegen an und luden ihn ein. „Die Größe von Christen auf Facebook“ und die neuen Kontakte zu Christen beeindruckten ihn. Viele Leser, aber auch Journalisten zeigten sich dankbar und erlebten seinen Artikel als Ermutigung. Eine muslimische Kollegin bedankte sich dafür, dass er durch seinen Text eine Diskussion über Werte angestoßen habe.
Böcking sagte, er habe nun die „Perspektive: Vollzeit-Christ“. „Jeder Kollege weiß jetzt, dass ich wider meines Glaubens handeln würde, wenn ich lügen würde.“ Sein Coming-Out habe den Umgang in der Kollegenschaft verändert. Er versuche, sich an das Bibelwort „Tut alles zu Gottes Ehre“ zu halten.
Sein öffentliches Ja zu Jesus bereut Böcking nicht. „Es ist einer der besten Schritte, die ich je unternommen habe“, der sich gelohnt habe. Der Journalist sieht es als Auftrag Gottes, „sein Wort zu verkünden“. Die christliche Botschaft habe eine Einzigartigkeit. „Natürlich sind christliche Themen total massentauglich“, hob Böcking hervor.
Es sei die „Zeit für Haltung“, denn „Haltung wird respektiert“. Böcking fokussiere sich nun auf Gott, dass dieser ihn begleite und stütze: „Ich vertraue auf Gott, der mich auf diesen Weg geschickt hat.“ Und weiter: „Ich weiß, dass ich nicht alleine gehe.“
Christen sollten sich nicht im Klein-Klein verlieren
Böcking sieht es kritisch, wie sich Christen teils öffentlich über Kleinigkeiten streiten. Das Christentum als Marke wäre kräftiger, wenn es sich nicht im Klein-Klein verliere, sagte er. Die Zerwürfnisse in der christlichen Welt finden laut Böcking teils in Marginalien statt. Stattdessen sollten sich Christen zusammentun: „Ich glaube, der Grundkonsens ist da: Jesus Christus“.
Böcking sprach im Rahmen der Journalisten-Tagung „publicon“ in Kassel. „Publicon“ ist ein Projekt des Christlichen Medienverbundes KEP. Es soll Journalisten mit christlichem Hintergrund vernetzen. (pro)Bild-Reporter: Jesus gibt Halt in Zeiten des Terrors (pro)
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