Medien zeichnen positives Bild Luthers

Die meinungsbildenden Medien in Deutschland heben bei ihrer Berichterstattung die positiven Seiten des Reformators Martin Luther hervor. Auch wenn kritischere Artikel nicht unter den Tisch fallen, ist das Luther-Bild insgesamt besser als das Bild des Protestantismus.
Von PRO
Das Medienbild Martin Luthers bleibt trotz kritischer Berichterstattung über die Jahre insgesamt positiv

Am Montag beginnen die Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag der Reformation. Die Erinnerung an dieses welthistorische Ereignis bleibt mit der Person Martin Luthers verknüpft. In den vergangenen Jahren haben sich die tonangebenden deutschen Medien wieder stärker mit dem Wirken des Reformators befasst. Das zeigt die Studie des Medienforschungsinstituts Media Tenor International, die seit dem Jahr 2011 insgesamt mehr als 1,2 Millionen Beiträge der 21 wichtigsten deutschen TV-, Rundfunk- und Printmedien ausgewertet hat. Demnach standen die positiven Seiten des reformatorischen Erbes im Vordergrund der Berichterstattung.
„Die Überwindung mittelalterlicher Verkrustungen und die Befreiung des Gewissens der Gläubigen werden in der aktuellen Mediendebatte trotz der traurigen Folgen der Kirchenspaltung positiv dargestellt“, sagt der Leiter der Studie, Christian Kolmer. Auf der anderen Seite seien die kritikwürdigen Aspekte von Luthers Lehre und Wirken, vor allem sein in späteren Jahren stärker auflebender Antisemitismus, nicht ausgeblendet worden.

Luther-Bild positiver als das Bild des Protestantismus

Die Auseinandersetzung mit den Folgen der Reformation und die Frage nach dem Zusammenleben der Religionen trägt laut der Studie zur Relevanz des Reformationsjubiläums bei. Diese Aspekte haben auch zu einer steigenden Medienpräsenz Martin Luthers geführt. „In den vergangenen zwölf Monaten erzielten nur der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und Reformationsbotschafterin Margot Käßmann mehr Präsenz als der Reformator“, erläutert Kolmer. Was die rein positive Berichterstattung angeht, liegt Luther in den vergangenen zwölf Monaten sogar noch vor Bedford-Strohm und Käßmann. Der Einschätzung der Studie nach ist Luthers Medienbild auch positiver als das Bild des Protestantismus.
Im Vergleich von internationalen Religionsgrößen dominiert Papst Franziskus das Medienbild der Kirche. Der Papst ist etwa 27-mal so präsent wie der religiöse Führer des Iran, Ajatollah Chamenei. „Die Teilnahme des Papstes an der Eröffnung des Reformationsgedenkens am 31. Oktober 2016 in der schwedischen Stadt Lund ist deshalb nicht nur ein Zeichen der Aussöhnung der lange verfeindeten Konfessionen“, sagt Kolmer. Es sei auch eine Chance, die Botschaften der Reformation wieder in das öffentliche Bewusstsein zu rufen. (pro)Gundula Gause: Luther heute noch relevant (pro)
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