Wie Domradio.de berichtet, wurde auf der Frankfurter Buchmesse am Samstag ein Buch mit den Evangelien in Leichter Sprache vorgestellt. Diese richtet sich an Menschen mit Behinderungen oder eingeschränktem Sprachvermögen.
Mit Leichter Sprache wird eine barrierefreie Sprache bezeichnet, die sich durch einfache, klare Sätze und ein übersichtliches Schriftbild auszeichnet. Das Konzept berücksichtigt insbesondere die Bedürfnisse von Menschen mit Lernschwierigkeiten, aber auch von Menschen mit Demenz, von Menschen, die nicht so gut Deutsch sprechen oder lesen können. Die Sätze sollen kurz sein, und es werden zuvorderst Aktivsätze benutzt. Der Konjunktiv wird vermieden, abstrakte Begriffe sollen vermieden werden. Abkürzungen werden beim ersten Vorkommen durch die ausgeschriebene Form erklärt. Es handelt sich allerdings nicht um Kindersprache.
Der Bildungsreferent an der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg, Claudio Ettl, gibt gegenüber Domradio.de ein Beispiel: „Wie übersetzt man Prophet? Die Antwort: „Ein Mensch, der in seinem Herzen mit Gott redet. Der Prophet erzählt den Menschen, was Gott zu ihm sagt.“ Zum Text gibt es für jeden Sonntag außerdem ein eigenes Bild, denn die Illustration der Aussage ist auch eine Vorgabe für Leichte Sprache.
Warum Eingriffe in den Text unausweichlich sind
Seit drei Jahren gibt es die Sonntagsevangelien online, am Samstag wurden sie in Frankfurt erstmals als gedrucktes Buch vorgestellt. Das Projekt ging aus einer Initiative der Franziskanerin Paulis Mels hervor, die schon lange in der Behindertenarbeit tätig ist. Während eines Praktikums im Caritas-Pirckheimer-Haus erzählte sie Ettl, der Bamberger Diözesanleiter für das Katholische Bibelwerk ist, von ihren Übersetzungen. Ettl nahm Kontakt zur Zentrale des Bibelwerks auf. So entstand das Online-Projekt, das seit drei Jahren die Evangelien des jeweiligen Lesejahrs übersetzt und kostenlos zur Verfügung stellt.
Ettl erklärt, dass Bibeltexte oft von Gleichnissen, Mehrdeutigkeit und Bildern geprägt seien, die Jesus verwendet. „Wir müssen uns klar werden, was die Grundaussage ist“, sagt der Theologe. Manches müsse da umbenannt werden, um an das Leben der Leser anzuknüpfen. So seien Polizisten für viele Menschen mit Behinderung positiv besetzt, als Garant für Schutz und Gerechtigkeit. Deshalb wird etwa im Gleichnis vom ungerechten Richter im Lukasevangelium aus dem Richter ein Polizist.
Solche auffälligen Eingriffe in einen heiligen Text mögen manchem als unzulässig erscheinen. Ettl erwidert: „Sie sind aber mitunter unvermeidlich, wenn wir die biblischen Texte auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten verständlich machen wollen.“ Er verweist dabei auf Jesus, der habe mit seinen Bildern aus der Lebenswelt der Menschen versucht, möglichst viele von ihnen zu erreichen. Dieses Ziel gelte auch noch heute. (pro)Die Bibel: Punkt für Punkt ertastet (pro)
Das Evangelium, barrierefrei (pro)
Einmal durch die ganze Bibel (pro)