Der Brexit ist ein Fest für die Propaganda des sogenannten „Islamischen Staats“ (IS). So bewertet der Journalist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Christoph Ehrhardt, das Votum der Briten aus Sicht der Terror-Organisation. Der IS habe direkt im Anschluss an das Referendum seine Anhänger dazu aufgefordert, weitere Anschläge in Europa zu verüben, um die Menschen jetzt völlig zu verängstigen.
Zum Thema befragte Ehrhardt den Terror-Experten Asiem El Difraoui: „Der IS verkauft den Brexit als seinen Sieg“, analysiert der Politikwissenschaftler, dessen Denkfabrik „Candid Foundation“ in Berlin ansässig ist. Die IS-Propaganda sehe die Flüchtlingsströme und die gestiegene Fremdenfeindlichkeit in Europa als eigene Leistung an. Sie haben in den Augen der Terror-Organisation das Abstimmungsergebnis in Großbritannien maßgeblich beeinflusst. In Internetforen hätten IS-Anhänger auch die abstürzenden Finanzmärkte gefeiert.
Der IS strebt an, die europäischen Gesellschaften zu spalten und Furcht zu säen. Laut El Difraoui hat der Brexit den IS diesem Ziel näher gebracht. Wenn sich Europa um sich selbst kümmern müsse und auch in den Krisenregionen vermehrt Einzelinteressen vertrete, helfe das autoritären Machthabern wie dem ägyptischen Präsidenten Abd al Fattah al Sisi oder dem syrischen Präsidenten Baschar al Assad. Diese „dysfunktionalen Diktaturen“ trieben wiederum entfremdete junge Männer zusätzlich in die Arme der Dschihadisten. El Difraoui bezeichnete die aktuelle politische Situation als „Teufelskreislauf“, aus dem es „mit aller Macht“ auszubrechen gelte.