pro: Herr Berger, befürchten Sie Gewalt und Diskriminierung von Muslimen gegen Homosexuelle auch in Deutschland?
David Berger: Die gibt es schon lange. Sie wird nur von den Opferverbänden beharrlich totgeschwiegen. Immer hinter vorgehaltener Hand mit dem Argument: Wenn wir darüber berichten würden, könnte das ja Islamophobie und Rassismus fördern. Und gerade das wollen wir, die wir auch eine diskriminierte Randgruppe sind, nicht. Oft kommt dann der perfide-dumme Zusatz: „Die Homosexuellen von heute sind die Muslime!“Schlagen Sie deswegen auch kritische Töne zur offenen Flüchtlingspolitik der Bundesregierung an? Was befürchten Sie durch den Zuzug von mehr als einer Million Flüchtlinge im Jahr 2015?
Es ist jetzt schon abzusehen, dass sich das gesellschaftliche Klima noch zusätzlich verschärfen wird. Eine einigermaßen menschenwürdige, geschweige denn von den Migranten erwartete Unterbringung wird nicht möglich sein. Zugleich wird an anderen Stellen gespart werden müssen. Dies führt zu einer Radikalisierung auf beiden Seiten. Besondere Sprengkraft hat die Flüchtlingspolitik, wo sie mit der Religion des Islam einhergeht. Ich mache mir gar nicht so viele Sorgen um einzelne Islam-Terroristen unter den Flüchtlingen, sondern darum, dass die Mehrzahl der muslimischen Migranten potentielle Kandidaten für einen europäischen IS darstellen.Sie kritisieren den Islam mit sehr deutlichen Worten, auch Verständnis für Positionen der AfD klingt in Ihren Texten hier und da durch. Spielen Sie damit Rechtspopulisten in die Hände?
Dass ich Verständnis für einige Positionen der AfD habe, hängt vermutlich einfach damit zusammen, dass es sich bei den anderen Journalisten fast flächendeckend eingebürgert hat, grundsätzlich kein Verständnis für deren Positionen zu haben, nicht mal, wenn man sie sich selbst ausgedacht hat. Aber gerade bezüglich des Islam scheint mir nun mal die AfD die fortschrittlichste Partei in Deutschland zu sein.Ist die Aussage nicht zu gewagt?
Alle anderen Parteien leben mental noch auf Multikulti-Dönergrillfesten im Berlin-Kreuzberg in den 80er Jahren. Und wem ich durch was in die Hände spiele, war mir nie wichtig. Als ich Papst Benedikt wegen seiner Homokritik hart kritisiert habe, habe ich damit auch fanatischen Atheisten und linken Katholikenhassern in die Hände gespielt. Ich wollte aber dennoch nicht schweigen.Auf Ihrer Webseite haben Artikel Schlagzeilen wie „Kölner Berufs-Homos erklimmen neue Stufe des Islam-Masochismus“. Das klingt recht polemisch …
In Zeiten einer grassierenden Dummheit, einer zum Dogma erhobenen politischen Korrektheit, die sich nach Tageslaune der Sprachpolizei ändert – man darf beispielsweise nicht mehr „Flüchtlinge“, sondern muss „Flüchtende“ sagen –, und einer immer mehr um sich greifenden Zensur bleiben – bevor man ganz in die Innere Emigration geht – häufig nur noch Ironie, Satire, Sarkasmus. Und da spielt halt auch Polemik eine wichtige Rolle.Sie sind als schwuler Mann Chefredakteur des Internetportals „Gaystream“, wo auch sehr kritisch mit der Community der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT) ins Gericht gegangen wird. Wie beschreiben Sie Ziel und Anliegen Ihrer Arbeit?
Im Unterschied zu allen anderen Journalisten dieses Metiers, die ich in den letzten 15 Jahren kennenlernen konnte, fühle ich mich durch meine sexuelle Veranlagung nicht verpflichtet, immer zugunsten der LGBT-Community zu schreiben. Die gibt es nämlich zum einen nicht, sondern nur einzelne, personell sehr kleine Gruppen, die sich mit Hilfe von öffentlichen Geldern lautstark zu Sprechern der Community aufblähen. Für sie zu schreiben, würde zwar einen sicheren Job garantieren, wäre aber das Ende des journalistischen Arbeitens. Einen freien Journalismus gibt es in all den, teils über Werbung finanzierten Organen nicht. Deshalb sind wir den Weg von Gaystream gegangen: keine Parteibindung, keine Werbung, Meinungsvielfalt und Themen, die die breite Mehrheit der nicht organisierten Schwulen interessieren. Nach meiner Schätzung sind dies rund 95 Prozent der Schwulen in Deutschland.Am 22. Juli, dem Vorabend des Berliner Christopher-Street-Days, feiert der Evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte in Kooperation mit dem Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD), dem Abraham-Geiger-Kolleg und dem Liberal-Islamischen Bund einen Gottesdienst in der St.-Marienkirche am Berliner Alexanderplatz. Wie bewerten Sie dieses Signal? Gibt es von muslimischer Seite auch Toleranz für Homosexualität?
Es soll natürlich eine PR-Aktion sein. Gottesdienste verkommen ja immer mehr – zumal in den evangelischen Kirchen – auch zu einer Art kleinem Parteitag. Ich sage das gleichzeitig mit einem großen Respekt vor der lutherischen Gottesdiensttradition – nicht nur in der Kirchenmusik. Die Medien werden die Aktion entsprechend loben. Dahinter steht das bereits wissenschaftlich für obsolet erklärte Konzept der „Theologie der Religionen“: Alle haben denselben Gott, haben Abraham zu ihrem Urvater und glauben alle dasselbe mit unterschiedlichen Bildern. Deshalb können sie von ihren Grundlagen auch im absoluten Frieden leben. Wer nicht weiß, wie das aussieht, soll einfach morgen Abend die Nachrichten anmachen. Ich bin kein Prophet und weiß trotzdem schon genau, dass er zu seiner Frage eine klare Antwort bekommt. Sie werden nämlich vom friedlichen Zusammenleben mit dem Islam keine einzige Nachricht erfahren. Die meisten bedrohlichen oder schlechten Nachrichten werden vielmehr in einem engen Zusammenhang mit der real existierenden Form dieses Religion stehen. Und keines der Opfer wird es trösten, wenn man ihm sagt, dass man den Koran auch ganz anders verstehen kann.Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellten Norbert Schäfer und Moritz Breckner. (pro)