Im vergangenen Jahr hatte der Bundestag die Regierung dazu aufgefordert, einen Bericht über die weltweite Situation der Religionsfreiheit dem Parlament vorzulegen. Das Kabinett hat nun in Berlin einen entsprechenden Bericht zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit verabschiedet. Bundesaußeminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat Ergebnisse aus dem Bericht am Mittwoch dem Parlament präsentiert.
Der Bericht fächere auf, welch „vielfältige Formen die Einschränkung von Religionsfreiheit annehmen kann“. Die Repressalien reichten von administrativen Hindernissen bei der Eheschließung oder beim Bau eines Gebetshauses bis hin zu drakonischen Strafen beim Glaubenswechsel wie der Todesstrafe. Dem Bericht waren Datenerhebungen an mehr als 90 Auslandsvertretungen vorausgegangen. „Rechtsverletzungen mehr oder minder schwerer Natur“ fänden keineswegs nur in bestimmten Regionen und Rechtssystemen statt, sondern „weltweit und durch alle Rechtssysteme hindurch“, erklärte Steinmeier. Dabei stünden einzelne Religionsgemeinschaften in einigen Staaten ganz besonders und erheblich unter Druck. „Die Einschränkungen der Religionsfreiheit können Ergebnis gezielter Politik sein, etwa wenn die Mehrheitsreligion ihren Wahrheitsanspruch staatlich verankert hat und durchsetzt“, erklärte der Minsister. Bei der Situation in der Türkei sei erkennbar, „dass insbesondere der Bau christlicher Stätten in der Türkei nach wie vor schwer bis unmöglich ist“. Im Irak habe nach 2003 „der größte Teil der Christen das Land verlassen“, diejenigen, die geblieben seien, hätten ein ähnliches Schicksal erlitten wie die Jesiden im Norden des Landes. Steinmeier plädierte dafür, die Frage der Religionsfreiheit stärker „im Zusammenhang mit der Wahrung und Beachtung der Menschenrechte insgesamt zu sehen“.
Zudem habe der Bericht eine gegenläufige Entwicklung zutage gefördert. Einerseits schreite die Verrechtlichung voran, die „das Recht auf Religionsfreiheit in immer mehr Staaten prinzipiell gewährt“. Gleichzeitig könne die „entgegengesetzte Tendenz, die Universalität des Menschenrechts infrage zu stellen, Religion etwa über alle Kritik zu erheben und Religionskritik pauschal als Rassismus abzustempeln“, beobachtet werden.