Vier Fünftel der aus Syrien stammenden Deutschen begrüßen die offene Politik Deutschlands gegenüber Flüchtlingen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid vier Monate lang unter 500 Zuwanderern aus Syrien und ihren Nachkommen durchgeführt hat. Beauftragt hatte sie der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. Die Hälfte der Befragten plädiert jedoch für eine Aufnahme-Obergrenze.
Drei Viertel der Befragten zeigen Solidarität mit den Neuankömmlingen aus Syrien. Nur ein Drittel befürchtet, dass sich die eigene Situation nun verschlechtere. 46 Prozent fragen sich allerdings, ob unter den neu ankommenden Flüchtlingen nicht auch viele Terroristen sind.
71 Prozent der Befragten sind der Überzeugung, dass die meisten ihrer geflüchteten Landsleute nach Syrien zurückkehren wollen, wenn der Krieg vorbei ist. Genauso hoch ist der Anteil derer, die meinen: „Deutschland kann es schaffen, die Probleme bei der Aufnahme der vielen Flüchtlinge zu bewältigen.“ Dabei sind jedoch etwa zwei Drittel der Ansicht, dies könne nur gelingen, wenn sich in Staat und Gesellschaft noch viel ändere.
Insgesamt überwiege unter den aus Syrien Zugewanderten und ihren Nachkommen die Offenheit gegenüber den neuankommenden Flüchtlingen und die Solidarität mit ihnen, betont der Leiter der Studie, der Religionssoziologe Detlef Pollack. „Zugleich – und hier unterscheiden sich die syrischstämmigen Befragten kaum von der deutschen Mehrheitsgesellschaft – wird die klare Erwartung an die deutsche Politik und Gesellschaft gerichtet, den Integrationsprozess aktiv zu gestalten“, sagte Pollack. Auch die relativ große Angst, dass unter den Flüchtlingen viele Terroristen sein könnten, teilten die Syrischstämmigen mit zahlreichen Menschen in der Mehrheitsgesellschaft.
Die befragten Personen leben im Durchschnitt seit 20 Jahren in Deutschland, mindestens seit einem Jahr, andere seit vier Jahrzehnten. 20 Prozent der Befragten wurden in Deutschland geboren, 80 Prozent nicht. Die Hälfte hat die deutsche Staatsbürgerschaft, ein Drittel die syrische.
Im Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität forschen rund 200 Wissenschaftler aus mehr als 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern und 14 Nationen. Sie untersuchen das komplexe Verhältnis von Religion und Politik quer durch die Epochen und Kulturen: von der antiken Götterwelt über Judentum, Christentum und Islam in Mittelalter und früher Neuzeit bis hin zur heutigen Situation in Europa, Amerika, Asien und Afrika. Von den 43 Exzellenzclustern in Deutschland ist er bundesweit der größte Forschungsverbund dieser Art und der einzige zum Thema Religion. Bund und Länder fördern das Vorhaben in der zweiten Förderphase der Exzellenzinitiative von 2012 bis 2017 mit 33,7 Millionen Euro. (pro)