Schon oft haben politische Kommentatoren bestimmten Wahlen das Prädikat „historisch“ verliehen. Am vorigen Sonntag war es mal wieder so weit. Die Ergebnisse bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt sind in mehrfacher Hinsicht beispiellos: Zwar wird es vermutlich nirgendwo zu einem Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten kommen. Dennoch wurde die bisherige Parteienlandschaft am 13. März 2016 in allen drei Ländern gründlich durcheinandergewirbelt. Und für ganz Deutschland sind die Auswirkungen mehr als nur symbolischer Natur.
Das hervorstechendste Ergebnis ist natürlich das sensationelle Abschneiden der Alternative für Deutschland (AfD). Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise konnte die AfD aus dem Stand überall zweistellige Ergebnisse einfahren – in Sachsen-Anhalt sind die Rechtspopulisten mit mehr als 24 Prozent sogar zweitstärkste Kraft geworden. Zugleich ist es der Partei rechts der CDU gelungen, auch jene Politikverdrossenen an die Wahlurnen zu locken, die seit Jahren keine Wahlzettel mehr abgegeben hatten. Während viele kaum bemerkten, dass die von manchen fast schon totgesagte FDP wieder Morgenluft wittert, gilt die CDU wegen der Merkelschen Flüchtlingspolitik als großer Verlierer. Die Linke konnte davon nicht profitieren.
Spannend ist: Im Südwesten kam es fast zu reinen Persönlichkeitswahlen. Mit ihrem beliebten Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann sind die Grünen im Ländle erstmals überhaupt stärkste Kraft in einem Land. Und in Rheinland-Pfalz schaffte Malu Dreyer für die SPD den Durchmarsch. Doch gerade bei den Sozialdemokraten zeigt sich, wie sehr dieser Wahltag die politische Landschaft insgesamt aufgemischt hat: Denn die einst so stolze Volkspartei ist gleich in zwei Ländern nur noch viertstärkste Kraft!