Als sechs Flüchtlinge aus dem Iran in einer Berliner Unterkunft ihre Bibel auspacken, um darin zu lesen, werden sie binnen Minuten von radikalen Muslimen umzingelt. „Plötzlich standen siebzig Menschen vor uns, beschimpften uns und wollten uns verprügeln“, berichtet der 22-jährige Flüchtling Amir Panani in der Zeitung B.Z. „Wir hatten Todesangst.“ Mittlerweile sind die iranischen Christen in einer Kirche untergekommen. Während eine Sprecherin der Diakonie weder einen Zusammenhang mit dem Islam noch eine gefährliche Häufung solcher Taten erkennen will, spricht der Menschenrechtler Martin Lessenthin von „Einzelfällen“, obgleich es davon „relativ viele“ gebe.
„Einzelfall“ ist ein Schlagwort, das seit Jahren durch die Medien geistert, wenn von kriminellen Migranten die Rede ist. Beschwichtiger weisen damit zu Recht darauf hin, dass die Mehrheit der Migranten nicht kriminell wird, Kritiker gebrauchen es ironisch, um ebenso berechtigt zu sagen: Mehrere Einzelfälle pro Woche sind so einzeln nicht. Spannend wäre die Frage nach der Definition eines Intervalls: Ab welcher Häufung hat man es nicht mehr mit Einzelfällen zu tun? Ein Wassertropfen beispielsweise, der von der Decke fällt, ist ein bedauerlicher Einzelfall. Ein Tropfen pro Tag ist ärgerlich. Ab einem Tropfen pro Stunde könnte es ein grundsätzliches Problem mit der Decke geben, und ab einem Tropfen pro Minute empfiehlt es sich, das Zimmer zu verlassen.