Die Gläubigen der Weltreligionen beziehen den Kern ihrer Moralvorstellung eher auf Sex, Heirat und Fortpflanzung als auf Vertrauen, Ehrlichkeit und Großzügigkeit. Warum dies so ist, erklärt der Verhaltensforscher Michael McCullough in der Süddeutschen Zeitung. Sämtlichen Weltreligionen, die fünf von sieben Menschen ausführen, gehe es darum, sich um andere zu kümmern und einen Blick für Außenstehende zu haben.
Aus wissenschaftlicher Sicht sorge ein beobachtender Gott, der das Tun belohnt oder bestraft, dafür, motivierter, vertrauensvoller und ehrlicher zu sein als sonst, erläutert McCullough eine gängige Theorie. Laut der Theorie der reproduktiven Religiosität nutzen Menschen Religion, um eigene Vorlieben bezüglich Sex, Heirat und Fortpflanzung zu gestalten. Religiöse Menschen aus allen Hintergründen stünden demnach Gelegenheitssex und Promiskuität viel feindlicher gegenüber als weniger religiöse. McCullough ist Verhaltensforscher an der Universität von Miami.