Barbara John, die 22 Jahre lang Ausländerbeauftragte des Berliner Senats war, bezeichnete die Kirchen für Forderungen in der Flüchtlingspolitik als „anmaßend“. Sie kritisierte dabei vor allem die „hochgestochene theologische Sprache“, die sich unangreifbar mache, sagte John, die auch Kolumnistin der Zeitung Tagesspiegel ist. Die Flüchtlingspolitik sei eine ernste Sache, die in ihren Möglichkeiten durchdacht werden müsse. Doch mit vielen Aussagen der Kirchenvertreter könne man oftmals nicht konkret etwas anfangen.
In der Radiosendung „Tag für Tag“ des Deutschlandfunks hatte am Dienstag die Journalistin Christiane Florin John mit Wolfgang Beck zusammengebracht, der Juniorprofessor an der Hochschule Sankt Georgen und Sprecher des „Wortes zum Sonntag“ ist. Sie diskutierten die Fragen: „Machen es sich die Kirchen in der Flüchtlingspolitik zu einfach? Vertreten sie naive Positionen, die im politischen Alltag nicht helfen?“
Schon im Alten Testament sei die Flucht von zentraler Bedeutung, etwa beim Exodus, der Flucht der Israeliten aus Ägypten. Und auch Jesus sei, kaum geboren, schon auf der Flucht gewesen. „Flucht, Vertreibung, und Migration gehören zur großen Erzählung des Christentums“, hieß es in der Sendung. „Da fällt es nicht schwer zu verstehen, warum sich besonders Christen in der Flüchtlingshilfe engagieren.“ Sie hätten damit schon begonnen, „lange bevor das Thema medial so groß wurde“. Die öffentlichen Vertreter der Kirchen wüssten dabei offenbar genau, wo bei der Flüchtlingsfrage die Guten, und wo die Bösen stehen.