Das Verständnis vom Umgang mit persönlichen Daten im Internet unterscheidet sich zwischen den USA und Europa deutlich. „Während sich Unternehmen in den USA nicht regulieren lassen wollen und sich für freie Märkte aussprechen, steht in Europa die Menschenwürde im Vordergrund“, sagte Yvonne Hofstetter auf einer Fachtagung über Digitalisierung und Ethik an der Hochschule der Medien am Donnerstag in Stuttgart. Hofstetter ist Expertin, wenn es um das Thema Big Data geht: Sie ist Geschäftsführerin von Teramark Technologies, einem Unternehmen, das sich mit künstlicher Intelligenz und der Auswertung von digitalen Daten beschäftigt. Im vergangenen Jahr hat sie das Buch „Sie wissen alles. Wie intelligente Maschinen in unser Leben eindringen und warum wir für unsere Freiheit kämpfen müssen“ veröffentlicht.
Mit Big Data ist das Auswerten und Nutzen großer Datenmengen gemeint, die Internetnutzer beim Surfen digital hinterlassen. Indem sich die Nutzer fast ausschließlich auf Dienste von in den USA ansässigen Anbietern einließen, fehle es an europäischen Alternativen, sagte Hofstetter. „Keine Alternative zu haben, ist nach europäischem Verständnis undemokratisch“, warnte sie. Europa brauche eine eigene Strategie, um von den USA unabhängig zu werden. Die USA könnten im Zweifel das Internet einfach abschalten. Hofstetter forderte deshalb eine neue Innovations- und Gründerkultur für eine europäische, grundrechtssichere digitale Netzinfrastruktur.