Für viele Christen im Nahen und Mittleren Osten sind Einschränkungen der freien Religionsausübung und Verfolgung aufgrund des Glaubens keine abstrakten Themen. Die christlichen Kirchen in der Region befinden sich im Überlebenskampf. Gibt es Chancen für ein friedliches Zusammenleben der Religionen und ist ein starker Staat eine Garantie für Religionsfreiheit? Darüber haben am Dienstag der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Patriarch Béchara Pierre Raï (Beirut, Libanon), Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients und der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, in der Katholischen Akademie in Berlin diskutiert.
Der libanesische Kardinalbischof Béchara Pierre Raï hielt den Einsatz westlicher Truppen in Syrien nicht für ein geeignetes Mittel, um in der Region Frieden zu erreichen. Seiner Ansicht nach wäre es falsch, wenn sich europäische Soldaten in der Region bewegten. Dies würde die Stellung der Christen in der Region enorm schwächen. Raï plädierte für die Einrichtung von Sicherheitszonen für Flüchtlinge aller Religionen in der Region. Zur Sicherung dieser Zonen dürften allerdings keine europäischen Soldaten zum Einsatz kommen. „Christen können auch friedlich in einem muslimischen Staat leben“, erklärte Raï und warnte davor, ein Feindbild des Islam aufzubauen.