„Ich wollte beten. Ich wollte Worte sprechen, ich wollte mich an etwas wenden, dessen Größe der Irrationalität des Geschehenen entsprach“, schreibt Hannah Lühmann in der Zeitung Welt am Sonntag. Sie sei eigentlich Agnostikerin. Was der Anlass für ihren plötzlichen Wunsch, zu beten, war, schreibt sie nicht. Stattdessen erzählt sie von ihrer Suche nach einem geeigneten Ort für ein erstes Gebet und von den Fragen, die sie als Agnostikerin dabei bewegten. „Als ich mich in den Bus setzte, trug ich den Gedanken an Gott in mir wie ein rohes Ei.“ Es sei schließlich selten, „dass man so eine ungebrochene Gottessehnsucht in sich spürt“.
Es sei schwer für sie, die Empfindungen gläubiger Menschen nachzuvollziehen. „Wenn jemand sagt, dass er leidet, dann weiß ich, wie er sich fühlt“, schreibt sie. Ein religiöser Mensch hingegen sei eine „Blackbox“. Man müsse ihm einfach glauben, dass er glaubt. Sie wisse nicht, was gemeint sei, wenn jemand sage, er glaube an Gott.
Lühmann berichtet weiter, wie sie versuchte, eine geeignete Form für ihr Gebet zu finden, nach dem sie sich sehnte. „Einfach so“ ein Gebet zu sprechen reiche ihr nicht. „Ich wollte eine Form für meine Anrufung.“ Außerdem habe sie sich Gedanken darüber gemacht, ob man glauben müsse, um zu beten. „Auch die Menschen, die nicht glauben, beten“, schreibt sie. Das habe zum Beispiel der Hashtag #prayforparis gezeigt, den nicht nur Christen nach dem Anschlägen in Paris benutzt hätten.