Knapp 15 Minuten hat sich Papst Franziskus Zeit genommen, um die amerikanische Beamtin Kim Davis zu treffen. Zu der Begegnung sei es am vergangenen Donnerstag in der Botschaft des Vatikan in Washington gekommen, teilte einer von Davis’ Anwälten CBS News mit. Der Papst habe Davis umarmt und sie gebeten, für ihn zu beten. Anschließen habe er für sie gebetet, auch Davis’ Ehemann Joe sei bei dem Treffen dabei gewesen. Franziskus habe Davis auf Englisch für ihren Mut gedankt, sagte ihr Anwalt, Mat Staver. „Er sagte ihr, sie solle weiter stark bleiben, und sie haben sich umarmt.“ Es seien zahlreiche Fotos gemacht worden, die der Vatikan noch nicht veröffentlicht habe.
Ein Sprecher des Vatikan bestätigte am Mittwochnachmittag, dass es zu dem Treffen gekommen war.
Die Initiative zu der Begegnung sei vom Vatikan ausgegangen, teilte Davis‘ Anwalt mit. Das Treffen sei zunächst geheim gehalten worden, weil die Beteiligten die öffentliche Aufmerksamkeit bei Franziskus’ USA-Besuch nicht zu sehr auf diesen Fall lenken wollte. Franziskus sei sehr warmherzig und mitfühlend gewesen und sorge sich um die Religionsfreiheit in den USA, erklärte Staver. Davis selbst sei „überwältigt“ gewesen. Sie und ihr Mann hätten das Gebet mit dem Papst als einen der Höhepunkte ihres Lebens gewertet.
Für Davis’ Anwalt ist das Treffen zwischen Davis und Franzsikus ein „klares weltweites Signal dafür, dass der Papst für Religionsfreiheit steht“. Es sei bemerkenswert, dass der Papst sich Zeit genommen habe, um ausgerechnet Davis zu treffen. „Sie war bewegt von seiner Demut und seiner Liebe für Jesus“, teilte Staver mit. Davis selbst berichtete am Mittwoch auf ABC über ihre Begegnung mit dem Papst: „Ich habe geweint“, sagte Davis. „Ich bin ein Niemand, und es ehrt mich, dass er mich treffen und kennenlernen wollte.“
Papst: „Gewissensfreiheit ist Menschenrecht“
Bereits auf dem Rückflug aus den USA hatte ein Reporter Franziskus in Anspielung auf Davis’ Fall nach möglichen Gewissenskonflikten für gläubige Christen gefragt. „Es ist ein Recht, Einwände aus Gewissensgründen anzumelden – es ist ein Menschenrecht“, antwortete Franziskus. Dieses Recht müsse grundsätzlich und immer gesetzlich geschützt werden. Die 49-jährige Davis saß Anfang September für sechs Tage in Beugehaft, weil sie sich geweigert hatte, Heiratslizenzen für gleichgeschlechtliche Paare auszustellen. Sie berief sich dabei auf ihr Gewissen und ihren christlichen Glauben. Mittlerweile stellen ihre Stellvertreter die Heiratslizenzen auf Formularen aus, auf denen ihr Name nicht erwähnt wird. Konservative Politiker sehen in Davis’ Inhaftierung ein Anzeichen für schwindende Religionsfreiheit in den USA.Update 02.10.2015, 14:30 Uhr Am Freitag teilte der Vatikan durch einen seiner Sprecher, Thomas Rosica, mit, dass das Treffen des Papstes mit Davis nicht automatisch als Unterstützung zu werten sei. „Der Papst ist nicht in die Details der Situation von Frau Davis eingestiegen, und sein Treffen mit ihr sollte nicht als eine Form der Unterstützung für ihre Position in all ihren Details und komplizierten Aspekten gewertet werden“, heißt es in der Erkläung laut dem amerikanischen Nachrichtensender CNN. (pro)