In die Asyldebatte hat sich diese Woche auch Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeschaltet. Sie vermittelte, dass wir es als Gesellschaft schaffen können, mit 800.000 Asylbewerbern in diesem und wahrscheinlich noch hunderttausenden weiteren in den kommenden Jahren umzugehen. Ein europäischer Flüchtlingsgipfel in zwei Wochen soll länderübergreifende Lösungen bringen.
Dennoch fällt es mir nicht leicht, Frau Merkels Optimismus zu teilen. Ich habe keine Angst vor den Menschen, die nach Deutschland kommen. Es macht mich ein bisschen stolz und sehr dankbar, dass ich in einem Land leben darf, das andere Menschen so toll finden. Seit einigen Monaten habe ich engen Kontakt zu Flüchtlingen und es ist sehr bereichernd, ihr Leben und ihren Blick auf die Welt kennenzulernen. Sorge machen mir andere Dinge: Was soll mit den Menschen werden, wenn sie hier sind? Es ist es ja nicht damit getan, sie vernünftig unterzubringen, was jetzt schon zu chaotischen Zuständen führt. Viele sprechen von „Integration“. Das ist ein schönes Wort und eine wichtige Aufgabe. Aber bei allem Optimismus: Das wird schwierig. Zwar wird oft argumentiert, Flüchtlinge könnten den Fachkräftemangel abfedern. Aber allein bis die sprachlichen Voraussetzungen gegeben sind, um sich sozial und beruflich zu integrieren, ist es ein sehr weiter Weg. Das erlebe ich mit „meinen“ Flüchtlingen.
Und natürlich bringen die Menschen aus anderen Ländern ihre Kultur, ihre Religion, ihre Traditionen – und auch ihre Traumata und Konflikte mit. Wenn sie damit in Deutschland keine Anknüpfungspunkte finden, wenn sie uns und wir ihnen fremd bleiben, wenn sie mit ihren Verletzungen allein bleiben und Konflikte aus ihrer Heimat hier austragen, wird das mit der Integration nicht einfacher. Die Liste mit offenen Fragen könnte man fortsetzen.