Die Anwerber der Terrororganisation Islamischer Staat sind professionell, wie etwa an ihren Propagandavideos zu sehen ist. „Starke Bilder, untermalt von dschihadistischen Gesängen; Helden und Feinde sind klar zu erkennen. […] Die Filme taugen besonders für junge Menschen“, schreibt der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Manfred Schmidt, in seinem Beitrag „Wachsam sein“ in der Süddeutschen Zeitung.
Das BAMF betreibt seit 2012 eine Beratungsstelle gegen Radikalisierung. Seitdem haben sich 1.700 Mal Ratsuchende bei der Einrichtung gemeldet. Im ersten Halbjahr 2015 gab es doppelt so viele Anfragen wie im gleichen Zeitraum im Vorjahr. Eltern, meistens die Mütter, Lehrer oder Sozialarbeiter melden sich bei der Beratungsstelle.
Wie Schmidt schreibt, schlössen sich immer häufiger Minderjährige dem Islamischen Staat an. Etwa 40 Prozent der Beratungsfälle der BAMF-Stelle seien jünger als 18 Jahre. Noch dazu radikalisierten sich die Jungen immer schneller.
Die Dschihadisten suchten verstärkt den individuellen Kontakt mit Interessierten. Zeigten Jugendliche in sozialen Netzwerken Interesse an salafistischen Angeboten, würden sie direkt angesprochen, erklärt BAMF-Präsident Schmidt. Das Umwerben verlagere sich schnell in kleine Gruppen wie etwa Whatsapp-Chats, in denen die Jungen und Mädchen in einer „Mischung aus Zuneigung und Druck“ „intensiv bearbeitet“ würden. Zudem entwickelten die Anwerber eine neue Sprache, um Jugendliche anzusprechen. Diese ist laut Schmidt „eine Mischung aus Ghetto-Sprache und szenetypischen religiösen Begriffen. ‚Bruder, du wärst ein krasser Kämpfer, mashallah.‘“