„Der Bedarf, über das Thema Christenverfolgung zu sprechen, ist nach wie vor da, weil sich die Dinge verschlechtert haben“, erklärte Kauder am Sonntag. Früher wurden Christen von Staaten verfolgt. Heute liege der Schwerpunkt dort, wo es keine staatlichen Verantwortungsträger gibt, oder wo Christen von anderen Gruppen verfolgt werden.
Die christliche Kirche in Europa habe im Gegensatz zum Islam die Aufklärung erlebt. „Der Islam versteht sich nicht als Religion, sondern als eine Gesellschaftsform. Deswegen lehnt er die Lebensform der Christen in Europa ab“, sagte der Christdemokrat. Christen dürften in islamischen Staaten nur unter der Wahrnehmungsgrenze leben. „Das muss offen angesprochen werden“, forderte Kauder.
„Islamischen Staat nicht mit dem Waschlappen bekämpfen“
Kauder bemängelte, dass es kaum kurzfristige Vorschläge gebe, die Christen helfen können. „Sie werden den Islamischen Staat (IS) nicht mit dem Waschlappen in der Hand bekämpfen.“ Christen müssten den staatlichen Schutz erfahren, der ihnen gebühre: „Wir müssen auch denen helfen, die aus ihrem Land fliehen. Als Konsequenz der Christenverfolgung kann es bald christenfreie Regionen geben. Deswegen muss es ein zentrales Thema bleiben. Jeder Einzelne muss seine Religion frei und unabhängig leben dürfen. Es ist ein schwieriges Unterfangen, aber wir dürfen es nicht aufgeben.“
Kauder wünschte sich dafür engagierte Christen, die sich zu ihrem Glauben bekennen und dafür einstehen. Evangelikale seien besonders glaubwürdig in dieser Frage. Kauder blickte nach Indien, wo es genau dort Wachstum der christlichen Bevölkerung gebe, je größer deren Bedrohung sei. Er lieferte auch eine Begründung: „Als Christen stehen sie auf Augenhöhe mit allen anderen, und müssen nicht das Kasten-System durchlaufen.“ Ähnliches gelte für die Länder Vietnam und China: „Wir dürfen hier keine falschen Kompromisse machen, weil Religionsfreiheit eines der wichtigsten Güter des Menschen ist“, sagte der CDU-Politiker. (pro)