Die Entscheidung gab der Vorsitzende des Evangelischen Literaturportals Bischof Jan Janssen bekannt. „Der lange Atem zieht in den Bann – nicht einfach weiterleben, sondern tun, was zu tun ist“, sagte Janssen am Mittwoch. Eine Jury hatte das Buch aus über 100 Vorschlägen von Lesern ausgewählt.
Nina Jäckle führt den Leser in ihrem Buch in das Japan des Jahres 2011 an die Küste in der Nähe von Fukushima. Der namenlose Ich-Erzähler ist Phantombildzeichner. Er hat nach der Tsunami-Katastrophe den Auftrag, anhand von Fotos entstellter Opfer des Tsunamis Zeichnungen anzufertigen, die es den Hinterbliebenen ermöglichen, die Verstorbenen zu identifizieren. „Wie können Menschen nach einer Katastrophe mit den Folgen, mit dem Verlust, dem Schmerz und der Trauer weiterleben? Diesen Fragen nähert sich Nina Jäckle ganz behutsam“, heißt es in der Begründung der Jury.
Mit ihrem Buch bringe die Autorin das Ereignis erneut zu Bewusstsein und die Frage der Haltung dazu, die sich auch nach anderen Katastrophen stellt. „In dem literarisch klar durchkomponierten Werk schafft sie Bilder von bleibender Intensität. Mit ihrer vorsichtigen, taktvollen Erzählweise gelingt es ihr, Unfassbares in Worte zu fassen und anzudeuten, wie ein Weiterleben möglich ist“, urteilte die Jury. Die Arbeit des Zeichners wirke dabei wie eine Metapher. Die anonymen Opfer bekämen ein Gesicht und am Ende wieder Namen.