Seit zwanzig Jahren kämpft das Hilfswerk Arche in Berlin gegen materielle und emotionale Armut. Zusammen mit Wolfgang Büscher hat Bernd Siggelkow hoffnungsvolle Geschichten aus der Arche veröffentlicht. Eine Rezension von Lydia Ullrich
Von PRO
Foto: adeo-Verlag
Bernd Siggelkow berichtet immer wieder in Büchern über seine Erfahrungen, die er als Leiter der Arche in Berlin sammelt
„Denn in jedem Kind steckt Potenzial, und das muss erkannt, geweckt und gefördert werden“, schreibt Bernd Siggelkow. In dem Buch „Ein warmes Essen und ganz viel Liebe“ werden viele kleine Hoffnungsgeschichten vom Hilfswerk Arche erzählt. Kinder, Jugendliche und einzelne Mitarbeiter stehen im Zentrum dieser Berichte. Viele Biografien der Kinder beginnen in ärmlichen Verhältnissen. Häusliche Gewalt, Alkohol- und Drogenmissbrauch, sowie oft wechselnde Lebenspartner prägen den Alltag von vielen Arche-Kindern. Für sie wird die Arche wie ein neues Zuhause, in dem sie Liebe und Geborgenheit erfahren.
Geld spielt keine Rolle
Siggelkow berichtet von vielen Situationen, in denen die Arche helfen konnte. Unter anderem Cen, 15 Jahre, für den Fußball das Leben sei. In der Arche lernte er die Prinzipien Fairness, Teamgeist und Durchhaltevermögen nicht nur im Sport, sondern auch im normalen Leben anzuwenden. Ein Fußballteam entdeckte ihn und begann, ihn zu fördern. Dadurch habe sein Leben einen neuen Weg eingeschlagen. Der achtjährigen Lea konnte die Arche beibringen, dass sich Liebe nicht nur in Geschenken zeigt. Liebe ist mehr eine Herzensangelegenheit. Dadurch lernte Lea zu erkennen, dass sie ein wertvoller Mensch ist, der geliebt und gemocht wird.
Emotionale Armut kann es auch in materiell reichen Familien geben. So besuchte Mario, aus einem guten Elternhaus stammend, immer wieder die Arche. Es stellte sich heraus, dass seine Eltern für die Karriere oft umziehen mussten. Darunter litt der 10-Jährige sehr und fürchtete sich davor, engere Freundschaften zu schließen. Mitarbeiter der Arche unterhielten sich daher mit seiner Mutter. Die Eltern von Mario entschieden sich daraufhin, nicht mehr umzuziehen. Auch wollte die Mutter mehr Zeit mit ihrem Jungen verbringen.
Schule für alle
Seit 2006 gibt es auch eine Schule von der Arche. Den Mitarbeitern der Arche fiel auf, dass viele Kinder aus sozial schwachen Familien im gängigen Schulsystem nicht mehr mitkommen. Deshalb wollten sie eine Schule gründen, in der alle Schüler behütet und unter besonderer Beachtung lernen können. Die Schule sollte offen sein für alle sozialen Schichten mit Klassen von maximal 20 Kindern.
Der erste Jahrgang startete mit 12 Schülern. Inzwischen ist die Schule staatlich anerkannt und trägt den Namen „Sabine-Ball-Grundschule“. Sabine Ball war eine deutsche Evangelistin, die sich für Kinder und Jugendliche engagierte. Heute können 180 Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse so lernen, wie es sich das Team der Arche vorgestellt hatte. Die Kinder lernen außerdem noch mehr. „Wichtig ist uns aber zusätzlich auch die Vermittlung christlicher Werte“, so Siggelkow.
Von der Mutter verlassen
Bernd Siggelkow schreibt auch offen darüber, dass er selbst in einer armen Familie aufgewachsen ist. Seine Mutter verließ die Familie, als Siggelkow sechs Jahre alt war. Von da an musste sein Vater sich um die beiden Söhne kümmern. Geld war in der Familie immer knapp, und Zeit für seine Kinder hatte der Vater auch kaum. Mit zehn Jahren musste Siggelkow den alltäglichen Haushalt führen.
Als er nach der Wende nach Berlin ging, musste Siggelkow seine Familie selber mit wenig Geld versorgen. Daher habe er 1995 darüber nachgedacht, die Stadt wieder zu verlassen. Doch noch im selben Jahr wurde die Arche gegründet, die nun seit 20 Jahren existiert. Siggelkow ist froh darüber, dass durch die Arche vielen Familien schnell und unbürokratisch geholfen werden kann. Dennoch schreibt er: „20 Jahre Arche können nur der Anfang sein.“ (pro)
Bernd Siggelkow, Wolfgang Büscher: „Ein warmes Essen und ganz viel Liebe“, adeo, 224 Seiten, 8 Seiten Bildteil, 16,99 Euro, ISBN: 9783863340438
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