Steckt die Demokratie in der Krise und ist Pegida ein Symptom? Das diskutierten der Cicero-Vizechef Alexander Marguier, der ehemalige SPD-Bürgermeisteranwärter in Berlin, Raed Saleh, und die Migrationsforscherin Naika Foroutan am Montag in der Berliner Dependance der Hertie School of Governance. Marguier warnte davor, Pegida zu einer Massenbewegung zu stilisieren: „Ich glaube nicht, dass das mehrheitsfähig ist.“
Die Medien müssten sich selbstkritisch fragen, ob sie das Phänomen richtig eingeordnet hätten. So sei die Bewegung zum einen „eindeutig gewaltfrei“, zum anderen sei es den meisten Demonstranten nie um das Thema Islamisierung gegangen. „Viele hatten das Gefühl, die Kontrolle über ihr politisches Leben verloren zu haben“, sagte er. Pegida werde von ihnen als Gemeinschaftsbewegung wahrgenommen, in der sie das Gefühl der Wendezeit wieder aufleben lassen könnten. „Es ist eine Nostalgiebewegung nach dem Motto: Schaut her, wir sind noch da.“
Marguier kritisierte den Aufruf der Bundeskanzlerin zu Weihnachten, Pegida nicht zu folgen, als kontraproduktiv. Der Ausspruch, die Demonstranten trügen Hass in ihren Herzen, sei Wasser auf die Mühlen von Pegida gewesen. Letztlich habe die Bewegung auch etwas Gutes: Die Deutschen hätten erkannt, dass Demokratie nicht selbstverständlich sei und sie auch dafür streiten und argumentieren müssten.