Der Norddeutsche Rundfunk hat den „Kongress christlicher Führungskräfte“ heftig kritisiert. An ausgewählten Beispielen will der NDR-Autor Christian Baars zeigen, was „radikale Christen“ eigentlich sind – und scheitert.
Von PRO
Foto: NDR/Gita Mundry
Der NDR macht den „Kongress christlicher Führungskräfte“ in seiner Berichterstattung zum „Kongress radikaler Christen“
„Scholz unterstützt Kongress radikaler Christen“, lautet die Überschrift des Beitrags von NDR-Journalist Baars. Der Erste Bürgermeister Hamburgs Olaf Scholz hat die Schirmherrschaft des diesjährigen Kongresses inne, der unter anderem von der Nachrichtenagentur idea e.V. veranstaltet wird. „Herzlich Willkommen in Hamburg! Ich finde, die Stadt der ehrbaren Kaufleute an der Wasserkante ist genau der richtige Ort für den diesjährigen Kongress christlicher Führungskräfte“, begrüßte Scholz die Teilnehmer in seiner Heimatstadt mit einer Rede.
Wie „radikal“ die Kongressteilnehmer sind, will Baars unter anderem mit einem Foto darstellen. Auf dem Bild ist der Stand des Christlichen Hilfswerks „Open Doors“ im Ausstellungsraum zum Führungskräfte-Kongress zu sehen. Ein Militärfahrzeug mit Maschinengewehr und iranischer Flagge sind dort als Symbol für die Christenverfolgung platziert. Die Bildunterschrift des NDR-Journalisten lautet: „Eine Organisation widmet sich auf der Ausstellung dem Thema Christenverfolgung – mit einem Maschinengewehr.“ Radikal seien mehrere Aussteller auch deswegen, weil sich laut Baars einige Missionsgesellschaften in Afrika dafür einsetzen, Dämonen zu vertreiben. Der Dämonen-Glaube spielt in afrikanischen Volksreligionen häufig eine Rolle.
Matthies: „Stellungnahme wurde manipuliert“
„Für die Aussteller gilt: Links- oder rechtsradikale Ansichten sind beim Kongress nicht erwünscht“, erklärte Helmut Matthies, Leiter der Nachrichtenagentur idea, gegenüber pro. Bei den Teilnehmern schränke der Veranstalter jedoch nicht ein. Pfingstcharismatische Organisationen seien ebenso erwünscht wie landeskirchliche oder politisch ausgerichtete Gruppen. „Natürlich sprach der NDR nicht mit einer christlichen Menschenrechtsorganisation oder ähnlichem, sondern pickte sich das etwas Kuriosere heraus, das nicht den Hauptstrom der Veranstaltung repräsentiert“, sagte Matthies.
Baars schreibt in seinem Bericht, dass Matthies Abtreibung für „das größte Verbrechen der Gegenwart in Deutschland“ halte und Homosexualität als Sünde bezeichne. Darüber hinaus warne idea laut dem NDR-Journalisten vor einer „angeblichen Islamisierung“ und rufe zur Missionierung von Muslimen auf. „Ich habe selten erlebt, dass Stellungsnahmen derart manipuliert worden sind“, sagte Matthies. Ganze Sätze seien vom NDR gestrichen und sinnentstellt worden. Im Zuge des „Kongresses christlicher Führungskräfte“ erkenne er daher, dass das Wort „Lügenpresse“ zutreffe.
„Diskriminierungen durch Christen verurteilen!“
Zu den Vorwürfen des NDR, die Veranstaltung trage homo- und islamophobe Züge und dass einige Teilnehmer die Evolution anzweifelten, erklärte Matthies: „Von diesen drei Themen spielt hier nur eines eine Rolle, nämlich der Islam.“ Letzteres sei angesichts der weltpolitischen Lage auf der Agenda, deshalb habe Unionsfraktionschef Volker Kauder zur Christenverfolgung auch im islamischen Kontext referiert. „Das hat mit Islamophobie nichts zu tun“, sagte Matthies gegenüber pro. So sei immer wieder erklärt worden, dass der Großteil der Muslime friedlich sei und die Probleme ausschließlich von Radikalen ausgingen. Ob ein Christ die Evolutionstheorie für wahr halte oder an die Schöpfung in sieben Tagen glaube, sei eine zweitrangige Frage. Beide Fraktionen seien beim Kongress vertreten, „und ich sehe da überhaupt kein Problem“, sagte Matthies. „Das ist für uns keine Heilsfrage.“
Zum Thema Homosexualität erklärte er: „Niemand kann etwas dafür, wenn er homosexuell empfindet. Ich respektiere jeden, der schwul oder lesbisch ist.“ Auch sei er kein Richter, der in dieser Frage richtig und falsch beurteile. Lediglich mit der Segnung Homosexueller tue er sich schwer. „Ich kann als Christ, der der Bibel verpflichtet ist, nicht sagen: Macht das fröhlich, Gott ist mit euch.“ Diskriminierungen durch Christen seien aber zu verurteilen. Das alles habe er dem NDR auch gesagt. „Aber das alles kommt nicht vor. Das ist eine Manipulation, um Vorurteile gegenüber der evangelikalen Bewegung zu verstärken“, sagte er.
Baars hatte bereits 2009 mit seiner Kollegin Oda Lambrecht das Buch „Mission Gottesreich – Fundamentalistische Christen in Deutschland“ veröffentlicht, pro berichtete. Darin kritisierten sie evangelikale Ausrichtungen und plädierten für eine Trennung von landes- und freikirchlichen Gemeinden. (pro)
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