In ihrem Buch „GenderGaga“ entlarvt Birgit Kelle Widersprüche in der Theorie des Gender Mainstreaming. Mit Biss und Ironie zeigt sie auf, wie die Deutschen umerzogen werden sollen. Eine Rezension von Moritz Breckner
Von PRO
Foto: adeo/Kerstin Pukall
Bereits mit ihrem Buch „Dann mach doch die Bluse zu” mischte sich Kelle in die Debatte über Sexismus ein
Birgit Kelle macht es einem Rezensenten nicht leicht: Sie bringt den allgegenwärtigen Gender-Wahnsinn anhand verblüffender Fakten so schlagfertig und entwaffnend auf den Punkt, dass es schwerfällt, Zitate für diesen Artikel auszuwählen. Am liebsten würde man das ganze 180-Seiten starke Buch veröffentlichen, hier und jetzt – so viele Pointen treffen den Nagel auf den Kopf.
Die katholische Journalistin Birgit Kelle ist in den vergangenen Jahren zu einer Galionsfigur der konservativen Publizistik geworden. In Talkshows machte sie sich gegen die Homo-Ehe stark, im Debattenmagazin The European stritt sie gegen die Frühsexualisierung von Kindern im Grundschulalter. „GenderGaga“ ist eine wütende, polemische und spöttische Abrechnung mit der „aberwitzigen Ideologie“ des Gender Mainstreaming, von dem Universitäten, Ministerien und sogar Kirchen längst durchdrungen sind. Das Konzept in Kürze: Menschen werden nicht als Männer oder Frauen geboren, sondern die Geschlechter werden ihnen vom sozialen Umfeld „anerzogen“. Die Allgegenwart von „Homo- und Transphobie“, Frauenunterdrückung und Heteronormativität muss aktiv bekämpft werden, bis von der Oma bis zum Grundschüler alle finden: Ein Mädchen im Körper eines Jungen mit drei Müttern und einem Vater als Eltern ist das Normalste von der Welt. Das ist nicht irgendeine Spinnerei, sondern Politik in Europa.
Pädophilenfreundliche Netzwerke in der Bildung
Was das praktisch bedeutet, macht Kelle an zahlreichen Beispielen deutlich. So werden Schriftsätze wie die Straßenverkehrsordnung angepasst: Seit dem 1. April 2013 ist dort nicht mehr von Fußgängern und Radfahrern, sondern von „zu Fuß Gehenden“ und „Radfahrenden“ die Rede. Das Beispiel gehört zu den harmloseren Auswirkungen der Gleichmacherei, es kostet „nur“ jede Menge Steuergeld. Gruselig wird es, wenn Kelle auf die Sexualerziehung in Schulen und sogar Kindergärten zu sprechen kommt. So gebe es „Medienkoffer“, die unter anderem Bücher enthalten, um bereits Vierjährigen dabei zu „helfen“, „Rollenstereotype“ zu durchbrechen. Kelle nennt die in den Medien zuhauf diskutierten Fälle von Übungsaufgaben, bei denen Schulkinder gemeinsam ein Bordell entwerfen müssen, in dem unterschiedliche sexuelle Vorlieben ausgelebt werden können. Sollten Schüler kritische Nachfragen zur Prostitution stellen, habe das Lehrbuch Tipps: Die Lehrkraft solle auf die persönliche Freiheit hinweisen, sexuelle Dienste in Anspruch nehmen zu dürfen bzw. diese anzubieten. „Der Lehrer soll selbst dann noch Prostitution verteidigen, wenn Schüler diese kritisch sehen“, erklärt Kelle.
Derartige Sexualpädagogik wird von gut vernetzten „Sexperten“ vorangetrieben, erläutert Kelle, und zeigt Verbindungen auf. Eine Schlüsselfigur ist Uwe Sielert, ein Professor für Sozialpädagogik in Kiel. Er sitzt in zahlreichen wissenschaftlichen Beiräten, arbeitete auch für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und sogar für eine Kommission zur Sexualethik der Evangelichen Kirche in Deutschland (EKD). Sielerts Fachgebiet ist die „neoemanzipatorische Sexualforschung“, die von seinem „väterlichen Freund“ Helmut Kentler begründet wurde. Kentler brachte in den 60er Jahren bei einem Modellprojekt verwahrloste Teenager bei bekannten Pädophilen unter, offen zugebend, dass diese Sex mit den Jugendlichen hätten. Ein Knotenpunkt für die Gender-Ideologie ist laut Kelle auch die „Waldschlösschen-Akademie“, wo beispielsweise die Referenten des „SchLAu“-Netzwerks zur Sensibilisierung von Schülern für Homosexualität ausgebildet werden. Kelle nennt eine Reihe von in der LSBTTI-Szene bekannten Namen, die ebenfalls Verbindungen zu jener Einrichtung aufweisen – unter anderem Lucie Veith, die bei der Eröffnung des Gender-Zentrums der EKD eine Rede über 4.000 verschiedene geschlechtliche Varianzen gehalten hat.
War Gott etwa auch ein Nazi?
Außer dem Gender-Zentrum und der „Bibel in gerechter Sprache“ findet Kelle weitere Anlässe, um sich über die EKD lustig zu machen. In der EKD-Zeitschrift Chrismon habe ein Wissenschaftler behauptet, die biologische Zweiteilung der Geschlechter in Mann und Frau sei eine Theorie der Nazis gewesen. Auch sie selbst, schreibt Kelle, sei als Nazi und Rechtsradikale beschimpft worden. Kelle zitiert den biblischen Schöpfungsbericht und stellt ironisch fest: „Damit dürfte also die Beweiskette klar auf der Hand liegen: Gott war der erste Nazi. Jeder, der die Bibel liest und gutheißt, also jeder Christ, ist damit auch ein verkappter Nazi.“
Kelle ist ihre Genervtheit vom Thema Gender anzumerken, was sich in ihrem Stil wiederfindet. „GenderGaga“ nutzt sehr viel Ironie und Sarkasmus, was bei längerem Lesen auch mal ermüden kann. Dass die Fakten in „GenderGaga“ bei Lesen und Schreiben Empörung hervorrufen, kann man Kelle aber nicht verübeln. Die Autorin sorgt dafür, dass der Leser trotzdem immer wieder lachen kann – etwa dann, wenn sie Widersprüche im Konzept des Gender-Mainstreaming feststellt und das Scheitern der Gender-Politik nachweist. Warum beispielsweise, fragt Kelle, soll sie als heterosexuelle Frau ihre Heterosexualität und ihr Frau-sein kritisch als von der Gesellschaft anerzogene Merkmale hinterfragen, wenn gleichzeitig das Hinterfragen homosexueller Prägungen ein No-Go ist? „Nichts bringt die Gender-Szene mehr in Aufruhr als das Angebot, Menschen dabei zu helfen, beispielsweise ihre Homosexualität, also ihr Geschlecht, abzulegen, zu verändern, zu überdenken. Da werden aus Therapeuten dann böse ,Homoheiler’“, stellt sie fest.
Um es auf den Punkt zu bringen: Für alle, die vom Thema Gender so genervt sind wie Birgit Kelle, ist „GenderGaga“ eine willkommene Bestätigung. Und alle anderen sollten dringend das Buch zur Hand nehmen, um informiert zu sein darüber, welche Auswüchse diese Ideologie inzwischen angenommen hat. (pro)
Birgit Kelle: „GenderGaga. Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will.“ adeo, 180 Seiten, 17,99 Euro, ISBN: 9783863340452
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