Vom IS getöteter Journalist war Christ

Die Terroristen des Islamischen Staats haben die zweite japanische Geisel ermordet. Wie Christianity Today berichtet, war der 47-jährige Kenji Goto gläubiger Christ und Mitglied der Vereinigten Kirche Japans.
Von PRO
Die zweite japanische Geisel des Islamischen Staates (IS) wurde ebenfalls bestialisch ermordet. Kenji Goto (47) war Christ
In einem am Samstagabend im Internet veröffentlichten Enthauptungsvideo soll der Journalist Kenji Goto neben einem Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu sehen sein. Der IS hatte den Japaner im Oktober verschleppt und vor knapp zwei Wochen erstmals in einem Video gemeinsam mit seinem Landsmann Haruna Yukawa gezeigt. Am 24. Januar hatte die Terrormiliz eine Audiobotschaft veröffentlicht, in der mutmaßlich Goto zu hören war, der den Tod Yukawas bekanntgeben musste. Wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtet, hatten die Dschihadisten zunächst 200 Millionen US-Dollar Lösegeld gefordert. Japans Premier Shinzo Abe hatte jedoch angekündigt, die geforderte Summe Ländern zukommen zu lassen, die von den Dschihadisten terrorisiert und bedroht werden. Kritiker warfen Abe vor, damit die Geiselkrise provoziert zu haben. Der 47-Jährige Goto genoss wegen seiner einfühlsamen Fernsehberichte über Kinder und andere Opfer in Kriegsgebieten im Nahen Osten und Afrika hohes Ansehen. Der 1967 in der nordöstlichen Stadt Sendai geborene Japaner schrieb über seine mehr als 20 Jahre lange Arbeit als erfahrener freier Kameramann in Konfliktgebieten mehrere Bücher, darunter eines für Kinder. Wie Christianity Today berichtet, kam Goto 1997 zum Glauben an Jesus. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Atsuyoshi Fujiwara, Dozent am theologischen Seminar an der Seigakuin Universität und Pastor der Gnadenbund-Kirche in Tokio, erklärte, Goto habe eine Videobotschaft hinterlassen, bevor er nach Syrien reiste. Darin erklärt er, dass ihm die Gefahr der Reise bewusst sei und er die volle Verantwortung dafür übernehme. „Kenji ist Christ“, sagt Fujiwara. „Christen machen in Japan weniger als ein Prozent aus. Nicht nur seine Kirche, die Vereinigte Christliche Kirche in Japan, sondern alle christlichen Kirchen beten für ihn. Wir glauben, dass Kenji eine wichtige Arbeit leistete und Frieden stiftete.“ Auf seine Facebook-Seite haben Angehörige Gotos den Bibelvers gestellt: „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“ (Johannes 8,36)

Staatschefs verurteilen Mord als „menschenverachtend“

Freunde und Kollegen beschreiben den Journalisten als einen einfühlsamen Mann mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Den Kindern in seiner Heimat brachte Goto immer wieder in Vorträgen das Schicksal Gleichaltriger in Konfliktgebieten nahe. Als Goto im Oktober erneut nach Syrien reiste, war seine jüngste Tochter gerade drei Wochen alt, seine ältere zwei Jahre. Der japanische Regierungschef Shinzo Abe sprach von einer „verabscheuungswürdigen terroristischen Tat“. US-Präsident Barack Obama sprach von einer „feigen Ermordung“ und kündigte an, weiter mit einer breitgefächerten Koalition von Verbündeten den IS zu zerstören. Der britische Premierminister David Cameron schrieb bei Twitter, die Ermordung Gotos sei „eine Erinnerung daran, dass der IS die Verkörperung des Bösen ist“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb in einem Kondolenztelegramm an Japans Premierminister: „Für diese abscheuliche, menschenverachtende Tat gibt es keinerlei Rechtfertigung.“ Deutschland stehe im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Japans. Japan beteiligte sich bislang nicht an den US-geführten Luftschlägen gegen den IS im Irak und in Syrien. Nach der Ermordung der zwei japanischen Geiseln wolle die Regierung die Rolle des eigenen Militärs jedoch stärken, berichtet dpa. Abe wolle eine Debatte über ein rechtliches Rahmenwerk, um den japanischen „Selbstverteidigungsstreitkräften“ Einsätze zur Rettung von im Ausland in Gefahr geratenen Japanern zu ermöglichen, sagte der Ministerpräsident am Montag in Tokio. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus/detailansicht/aktuell/is-doku-infoporno-oder-aufklaerung-90746/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/bischofskonferenz-besorgt-um-irakische-christen-90541/
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus/detailansicht/aktuell/propaganda-mit-journalisten-hinrichtung-90504/
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