Der blutige Anschlag auf die Macher des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo wurde weltweit als Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit verurteilt. Während noch über die Folgen des Massakers diskutiert wird, erklärte der frühere Erzbischof von Canterbury, Lord Carey, das Vereinigte Königreich habe sich längst dem radikalen Islam gebeugt. Laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung (FAZ) sagte er am Sonntag in London: „In Britannien gilt heute de facto ein Blasphemiegesetz“. Für den Geistlichen ist es eine Tatsache, „dass Verleger und Zeitungen in ständiger Furcht davor leben, den Islam zu kritisieren“.
Um den ermordeten Machern von Charlie Hebdo ihren Respekt zu erweisen, druckten viele Redaktionen in Deutschland und anderen Ländern die provokanten Mohammed-Karikaturen nach. Kein größeres Medium in Großbritannien habe dies gewagt, analysiert der Zeitungsbericht. Offiziell heißt es, man wolle niemandes religiöse Gefühle verletzen. Der frühere Chefredakteur Dominic Lawson verwarf diese Begründung in der Sunday Times indes als „hohle Phrase“. Vielmehr sei niemand bereit, sein Leben für religiöse Satire zu opfern, so der Brite.
Lord Carey sieht die Selbstzensur der Journalisten allerdings nicht nur in der Angst vor Vergeltungsmaßnahmen radikaler Muslime begründet. Schuld daran sei auch ein Phänomen, das im Internet unter dem Titel „Moralpanik 2.0“ kursiert. Seien es früher „soziale Konservative“ gewesen, agierten heute vermehrt „progressive Liberale“ als Moralschützer. Journalisten müssten demnach damit rechnen, wegen islamkritischer Beiträge von „politisch korrekten Sittenwächtern“ im Internet schnell als Rassisten und Faschisten verunglimpft zu werden.