pro: Witze über den Islam sind offenbar etwas anderes als Witze über andere Religionen. Wie sollen sich Satiriker nun verhalten?
Michael Konken: Satire sind keine Witze. Satire ist ein Genre, um relevante Themen zuzuspitzen. Journalisten und Satiriker haben das Recht im Rahmen dessen, was ethisch vertretbar ist, Religionen zu kritisieren. Dazu gehört auch die Satire. Satire ist durch die Pressefreiheit geschützt.Sollten alle, die auf Nummer Sicher gehen wollen, nur noch über Juden und Christen spotten?
Nein. Auch muslimische Verbände haben klargestellt, dass die Pressefreiheit, somit auch die Satire, akzeptiert werden muss.Es fällt auf, dass man sich nur bei Satire über den Islam sorgen muss. Inwieweit hat der Islam deshalb eine Sonderstellung?
Es gab immer wieder große Aufregung und Ärger für Karikaturisten, wenn die katholische Kirche im Zentrum der Satire stand. Ich erinnere nur an die Titanic-Cover, die sich mit dem missbrauchten Jesus oder dem inkontinenten Papst beschäftigten. Da war die Titanic-Redaktion Anfeindungen und auch der Einleitung gerichtlicher Schritte ausgesetzt. Es kam glücklicherweise aber bisher nie zu einer Situation, in der das Leben der Karikaturisten gefährdet war. Das wäre auch ein unglaublicher Vorgang in einer demokratischen Welt.Sollen deutsche Zeitungen die Karikaturen von Charlie Hebdo, deretwegen es zu dem Anschlag kam, nachdrucken?
Das muss jeder Journalist beziehungsweise jede Redaktion im Rahmen ihrer Individual- und Professionsethik selbst entscheiden.Müssen sich islamkritische Journalisten in Deutschland fürchten?
Uns liegen keine konkreten Informationen über eine Bedrohungslage vor, aber wir können auch keine völlige Entwarnung geben. Die Verlage sind in der Pflicht, ihre Reporter zu schützen, und der Staat ist in der Pflicht, die Pressefreiheit durchzusetzen. Es darf auf keinen Fall dazu kommen, dass Journalisten die Pressefreiheit nicht mehr auskosten, weil sie um ihr Leben fürchten. Ich mache mir Sorgen, aber es besteht kein Anlass zur Panik.Herr Konken, vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Moritz Breckner. (pro)