Auch ich bin Charlie. Selbstverständlich. Als Medienschaffende, als Demokratin, als Europäerin und auch als Christin. Nun mag der ein oder andere entgegnen: Wie kann man sich als gläubiger Mensch mit einem Magazin solidarisieren, das den Glauben von Christen und Muslimen wiederholt durch den Dreck gezogen hat? Die Antwort ist leicht: Darum geht es nicht. Als Christen ist es nicht unsere Aufgabe, unseren Schöpfer zu verteidigen. Das kann er selbst. So denken auch viele Muslime und Juden. Karikaturen zu veröffentlichen, die religiöse Gefühle verletzen, ist zwar immer eine Frage des Anstands und jeder hat das Recht, solche Ergüsse zu kritisieren und gewaltfrei dagegen zu demonstrieren. Anstelle der Kritik an der Religionskritik muss gestern, heute und morgen aber die Trauer um die Getöteten und die Anerkennung ihres Mutes stehen.
Es ist wichtig, solche Selbstverständlichkeiten gleich zu Beginn eines Kommentars zum Thema klarzustellen. Zu häufig wurde und wird der Terror von Paris dazu genutzt, andere zu diffamieren oder für die eigene Sache zu werben. Ein paar Beispiele: Noch am Mittwoch twitterte CDU-Politikerin Erika Steinbach die Worte: „Nur kath. Kirche kritisieren, sonst lebensgefährlich.“ Dazu verschickte die Menschenrechtspolitikerin ein zwinkerndes Emoticon. Das ist nicht nur geschmacklos, es versucht auch, im Angesicht des Terrors Religionsgruppen gegeneinander auszuspielen. Das mag im Eifer des Gefechts passiert sein. Von Bundespolitikern darf man dennoch mehr erwarten.