Überwachung führt zu Selbstzensur

Massenüberwachung wirkt sich deutlich darauf aus, wie Schriftsteller schreiben, denken und recherchieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des amerikanischen PEN-Zentrums, an der sich 772 Schriftsteller und Autoren aus 50 Ländern beteiligten.
Von PRO
Bei der Recherche am Computer meiden Autoren bestimmte Internetseiten
Die Befragten der nicht-repräsentativen Umfrage stammen aus Ländern, die die Nicht-Regierungsorganisation Freedom House nach liberalen und demokratischen Gesichtspunkten in freie, teilweise freie und unfreie Länder eingestuft hat. Je nach Land vermeiden es zwischen 34 und 61 Prozent der befragten Schriftsteller, über bestimmte Themen zu schreiben oder zu sprechen.

Social Media-Aktivitäten eingeschränkt

Generell beunruhigt die staatliche Überwachung der Menschen Autoren in allen Ländern. In den als frei eingestuften Ländern zeigten sich 75 Prozent der Autoren sehr oder zumindest einigermaßen besorgt, in den teilweise freien Ländern waren es 84 Prozent und in nicht-freien Ländern 80 Prozent. Aus Angst vor negativen Konsequenzen, wie etwa der Verletzung der Privatsphäre durch Geheimdienste oder Einschränkung der Meinungsfreiheit, üben viele Autoren weltweit Selbstzensur. 34 Prozent der Schriftsteller in den als frei eingestuften Ländern gaben an, dass sie vermeiden, über bestimmte Themen zu schreiben oder zu sprechen, in den USA waren es 27 Prozent. Die höchsten Werte gab es in den teils freien (44 Prozent) und in den unfreien Ländern (61 Prozent). In freien Ländern gaben 42 Prozent der Autoren an, ihre Social-Media-Aktivitäten eingeschränkt zu haben oder es ernsthaft in Erwägung zu ziehen, in den teilweise freien Ländern waren es 46 Prozent und in den unfreien 53 Prozent.

Bestimmte Internetseiten vermeiden

Darüber hinaus vermied in freien Ländern fast jeder dritte der befragten Schriftsteller im Rahmen seiner Kommunikation per Telefon, E-Mail und auf anderen Kommunikationswegen bestimmte Themen, 38 Prozent in teilweise freien und 68 Prozent in unfreien Länder. 26 Prozent der Schriftsteller in freien wie unfreien Ländern vermieden sogar, bestimmte Webseiten aufzurufen oder nach bestimmten Begriffen zu suchen. In den als teilweise frei eingestuften Ländern waren es 18 Prozent. Bisher hat das PEN-Zentrum die Ergebnisse von sieben der 33 Fragen veröffentlicht. Die ausführlichen Ergebnisse der Studie sollen im Laufe des Jahres 2015 publiziert werden. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/fernsehen/detailansicht/aktuell/kebekus-videozensur-war-angst-entscheidung-87137/
https://www.pro-medienmagazin.de/medien/internet/detailansicht/aktuell/internet-rangliste-prangert-zensur-und-ueberwachung-an-86844/
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